Im März diesen Jahres war es wieder so weit. Wir benötigten dringend eine Auszeit von Arbeit, Stress und Alltag. Da allgemein bekannt ist, dass der Winter in England die schönste Jahreszeit ist (*hust*), haben wir uns für einen Campingurlaub in Cornwall entschieden. 3.400km, 11 Tage, 3 Hunde und 2 Personen – das alles in einem 6m x 2m Wohnmobil bei Windböen >100km/h und kaltem Regenwetter. Bereuen wir es? Keine einzige Sekunde 🙂
Durch unseren Umzug in den Großraum Hamburg haben wir leider inzwischen eine deutlich weitere Anreise bis Calais als noch von Süddeutschland aus. Insofern geht es bei uns am ersten Reisetag sehr früh los, um Nachmittags pünktlich zur Abfahrt der Fähre in Calais einzutreffen. Die Fahrt ist etwas besonders, da wir das erste Mal eine Langstreckenfahrt mit unserem neuen Wohnmobil, dem VW Grand California 600, unternehmen. Doch dazu mehr in einem separaten Artikel.
Die erste Nacht auf englischem Boden verbringen wir wie bei jedem Urlaub in Folkstone. Von dort geht es für uns am nächsten Morgen in den Dartmoor National Park. Der Park ist nicht nur landschaftlich wunderschön sondern auch bekannt für die gleichnamigen Ponys – die Dartmoor-Ponys. Es handelt sich hierbei um eine eigene Rasse, die leider vom Aussterben bedroht ist. Lang müssen wir allerdings nicht laufen, bis unsere drei Bulldoggen und wir die ersten Ponys zu Gesicht bekommen. Schon beeindruckend, diese Tiere außerhalb von Reitstall oder Gehöft in freier Wildbahn zu sehen.
Unser Aufenthalt in Dartmoor ist leider nur ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Cornwall. Bereits am nächsten Tag erreichen wir unseren ersten Campingplatz in Cornwall. Wir haben uns aufgrund der kurzen Reisezeit von nur 11 Tagen (10 Nächte) dazu entschieden, möglichst wenig Stopps einzulegen und lieber ein paar Tage auf ein und dem selben Platz zu verweilen.
Es war allerdings tatsächlich gar nicht so einfach, schöne Plätze zu finden. Anfang März ist in England noch Wintersaison. Die meisten Campingplätze öffnen erst Mitte März. Wir hatten daher nicht viel Auswahl. Umso zufriedener sind wir, als wir ankommen und sehen, dass wir auf einer großen Farm beinahe die einzigen sind. Top gepflegt, warme Duschen und fußläufig zum Meer. Was will das Camperherz mehr? Daher unser Tipp für Camping in Cornwall: Trevedra Farm Caravan & Camping Site außerhalb der Saison – ansonsten ist der Platz extrem busy. Fantastisch ist hier auch der große Hundeauslauf.
Von der Farm führt ein Fußpfad zum Gwynver Beach. Der Strand ist relativ klein, aber dafür umso idyllischer. Außer uns waren lediglich ein paar Surfer im Wasser. Der teilweise sehr steile Abstieg zur Bucht lohnt sich vor allem für einen fantastischen Sonnenuntergang.
Auch ganz in der Nähe der Farm ist der westlichste Punkt von England: Land’s End. Die für England typischen Steilküsten laden zum Wandern auf dem gut ausgeschilderten Coast Path ein.
Kennt ihr die Cornish Pasty? Wenn nicht, solltet ihr sie unbedingt bei einer lokalen Bäckerei probieren. Traditionell wird sie mit Fleisch und Gemüse zubereitet, es gibt sie inzwischen allerdings auch in verschiedenen vegetarischen Varianten. Fun Facts zur Historie der traditionsreichen Mahlzeit:
Cornwall ist nicht besonders groß. im Prinzip kann man von einem Punkt aus in Tagesausflügen alles erkunden. Einen Ausflug wert sind in jedem Fall das beeindruckende St. Michael’s Mount, das süße Städtchen St. Ives und verschiedene stillgelegte Minen aus den raueren Zeiten des Landes.
St. Ives ist tatsächlich das einzige Ausflugsziel, bei dem wir mit unserem Grand California 600 an unsere Grenzen kommen. Besser gesagt: es geht nicht viel. Die Stadt ist einfach nicht auf Wohnmobile ausgelegt. Es gibt allerdings verschiedene Park & Ride Plätze für Busse und Wohnmobile, die man auch definitiv ansteuern sollte. Für uns leider immer etwas schlecht, da wir mit unseren drei Hunden nur ungern die öffentlichen Verkehrsmittel nehmen. Wenn wir außerhalb parken müssen, dann bleiben wir in der Regel auch außerhalb 🙂
Wem eher nach Strand als nach Stadt zu Mute ist, der sollte einen Tagesausflug nach Gunwalloe unternehmen. Auch hier bietet sich die Möglichkeit, einen ausgedehnten Spaziergang entlang des Costal Paths zu unternehmen oder die Zeit einfach an einem sehr schönen und verhältnismäßig großen Strand zu verbringen. Der Stand besteht aus kleinen Kieseln. Man kann aber trotzdem noch angenehm laufen.
Geheimtipp für den Rückweg: Porthleven. Sehr hübsches Städtchen mit dem südlichsten Hafen von England. Die kleinen Restaurants am Fischereihafen laden zum Verweilen ein.
Das war’s für uns auch schon im westlichen Teil von Cornwall. Unser zweiter und letzter Campingplatz in Cornwall liegt bei Tintagel. Die Stadt ist vor allem bekannt für das Tintagel Castle. Der Sage nach wurde hier King Arthur geboren. Wenn man diesen Ort bei stürmischen Regenwetter besucht und die Wellen gegen die zerklüfte Steilküste brausen, kann man sich durchaus fantasievoll ausmalen, wie hier einst ein mächtiger britischer Herrscher geboren wurde.
In der Nähe von Tintagel haben wir dann auch den vermutlich schönsten Campingplatz Englands gefunden: Trewethett Farm Club Campsite. Die Sturmböen in Küstennähe von über 100km/h haben uns kurz an unserer Urlaubswahl zweifeln lassen, aber der Blick und das Geräusch der brandenden Wellen hat letztendlich alles wett gemacht. Und dann kam auch noch die Sonne raus…
Ca. 30 Autominuten von Tintagel entfernt, befindet sich Widemouth Bay, ein langer Sandstrand. Wir sind früh da – und es loht sich! Der Parkplatz grenzt direkt an den Strand an. Wir ergattern einen der wenigen Stellplätze in der ersten Reihe und haben damit das Gefühl, direkt am Meer zu stehen. Übernachten ist hier allerdings nicht erlaubt.
Damit endet leider auch schon unsere Zeit in Cornwall. Auf dem Rückweg verbringen wir einen Nacht am Exeter Racecourse und umrunden mit den Hunden einmal die gesamte Rennbahn. Der letzte Stopp vor der Überquerung des Ärmelkanals ist wieder in Folkstone. Hier fühlen wir uns schon fast heimisch 🙂