Melli und Marius haben sich einen UAZ 452 „Buchanka“ als Camper ausgebaut und sind damit einmal quer durch die tunesische Sahara gefahren. Welche Erfahrungen sie auf dieser Reise gemacht haben und wie sie ihren UAZ optimal darauf vorbereitet haben, das erfahrt ihr im nachfolgenden Interview mit den beiden Abenteurern.

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Kurz und knapp in Zahlen...
so alt sind wir beide zusammengerechnet: 59
so lange kennen wir uns schon: 10 Jahre
so lange campen wir bereits gemeinsam: 8 Jahre
so lange besitzen wir unser derzeitiges Fahrzeug: 2,5 Jahre

Unser Fahrzeug im Steckbrief...
Marke: UAZ, Modell: 452, auch “Buchanka” (russ. für Brotlaib) genannt
Motorisierung: 112 PS ZMZ 409 Benzinmotor Einspritzer 
Gesamtgewicht reisefertig: 2800 kg
Baujahr: 2012
KM-Stand: ca. 100.000

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Instagram: Affenrolle
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Liebe Melli, lieber Marius, ihr kommt gerade frisch von einer Durchquerung der tunesischen Sahara zurück. Bevor wir über euer wirklich außergewöhnliches Fahrzeug sprechen, interessiert mich vor allem eines: gab es eine spezielle Motivation, diese Reise anzutreten?

Ja, die gab es! Wir holen kurz etwas aus: Wir haben uns unseren UAZ namens “Stulle” 2021 gekauft, um mit ihm unsere Hochzeitsreise zu machen. Von Juli 2022 bis Februar 2023 waren wir quer in Europa, Georgien und in der Türkei unterwegs. Ein Abschluss Highlight sollte im Dezember & Januar ein Aufenthalt in der tunesischen Sahara werden. Wir wollten mit ein paar Freunden und ihren Fahrzeugen einmal querfeldein durch die Sahara. Auf dem Weg zur Sahara verabschiedete sich leider unsere Zylinderkopfdichtung. Wir haben den Motor zwar nach eigenständiger Reparatur alleine wieder in Tunesien zum Laufen bringen können, jedoch war Januar 2023 klar, dass wir doch nochmal mit unserem Stulle zurück kommen, um mal selbst Sahara Sand unter den Reifen zu haben.

Foto: Melli & Marius

Welches Erlebnis eurer Reise bleibt euch ganz besonders in Erinnerung?

Es ist total schwierig, sich auf ein Erlebnis zu reduzieren. Wir versuchen es aber:

Das Sahara“Wellen” reiten mit unserem Stulle. Das smoothe auf und ab im weichem Sand. Ganz besonders bleiben uns da die Dünen von Ksar Ghilane in Erinnerung, die im Abendlicht total orange leuchteten.

Foto: Melli & Marius

So schön und erlebnisreich so eine Reise durch die Sahara auch ist, wie kommt ihr mit der Hitze in Tunesien klar? Gerade, wenn man im Fahrzeug übernachtet, stelle ich mir das sehr herausfordernd vor.

Da wir uns mit den Frühjahrs Monaten März und April und eine sehr angenehme Reisezeit ausgesucht haben, war die Hitze zum Glück kein großes Thema. Der weitaus heißeste Tag waren zwar 36 Grad, den Rest der Zeit stieg die Temperatur aber nicht über angenehme 25-30 Grad an. Wir selbst haben uns mit Sonnencreme und Turbanen vor der doch trotzdem sehr starken Sonne geschützt. Die Nächte waren angenehm kühl bei 14-16 Grad. Abends am Lagerfeuer mussten wir uns nicht selten doch noch schnell den dicken Pulli gegen den kalten Wind anziehen. Das heißt, dass die Nächte im Auto eine top Temperatur hatten. Nicht zu warm und nicht zu kalt. Und das Beste: keine Mücken oder Fliegen 🙂

Foto: Melli & Marius

Jetzt nutzt ihr mit eurem UAZ 452 Buchanka namens “Stulle” wahrlich kein klassisches Fahrzeug für Fernreisen. Wie habt ihr das Fahrzeug auf diese Reise vorbereitet?

Zu einen Offroad Reisemobil hatten wir den UAZ ja bereits umgebaut. Wir haben den Stulle in verschiedenen Bereichen für die 200km Offroad quer durch die tunesische Sahara vorbereitet. Buchankas sind eher für kältere klimatischen Bedingungen gebaut. Also haben wir einiges angepasst. So haben wir zum einen unseren Kühler gegen einen größeren ausgetauscht, um mehr Kühlwirkung zu haben. Zudem haben wir die Luftansaugung des Motors umgelegt. Ab Werk saugt er die Abwärme des Motors an. Im Gelände fehlt dann der Fahrtwind und so hat man schnell mal eine Ansaugtemperatur von über 70 Grad. Dadurch verliert der Motor Leistung und es entwickelt sich Stauwärme. Nach der Umlegung an die Seite ist die Temperatur der angesaugten Luft maximal 3-4 Grad wärmer als die Außentemperatur.

Des Weiteren haben wir die Benzinleitungen isoliert. Einen elektrischen zuschaltbaren Zusatzlüfter hatten wir bereits verbaut. Ohne den wäre eine Fahrt in den Dünen auch nicht möglich gewesen. Zusätzlich haben wir Stulle dann aber ein weiteren kleinen Elektrolüfter für das Motorsteuergerät spendiert.

Eine wichtiger Fakt zum Reisen und auch zum Offroaden ist das Gewicht. Da haben wir versucht, einiges abzuspecken. Zum Beispiel durch eine leichtere Lithium Batterie oder eine leichtere Stoßstange. Ich befürchte nur dass wir das eingesparte Gewicht fast dann wieder an Ersatzteilen mitgenommen haben 🙂

Zuletzt haben wir noch an den Offroad Fähigkeiten von Stulle gearbeitet. Er bekam eine Differentialsperre in die Vorderachse und eine Optimierung der Motorsoftware, da die ab Werk wohl relativ bescheiden ist.

Was macht ihr eigentlich, wenn ihr nicht gerade in eurem UAZ unterwegs seid oder daran bastelt – habt ihr weitere Hobbies oder Jobs, denen ihr nachgeht?

Wir beide sind Erzieher. Und das ist auch unser Hauptjob. Nebenbei machen wir noch YouTube und Instagram. Abgesehen davon sind wir hobbymäßig recht breit aufgestellt. Zum Beispiel klettern wir beide gerne in der Halle oder am Fels, gehen Gerätetauchen oder schrauben an unseren Autos.

Marius geht gerne joggen, ist aktiv bei den Pfadfindern und macht gerade ganz aktuell Schulungen zum Hochseilkonstrukteur. Melli tanzt, spielt Gitarre und hat aktuell für sich das Zeichnen mit dem Grafiktablett für entdeckt

Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt – und vor allem, wie und wann ist die Idee entstanden, einen UAZ zum Camper auszubauen?

Wir haben uns 2014 in der Ausbildung zur Sozialpädagorischen Assistenzkraft kennengelernt. Seit 2015 sind wir ein Paar und haben 2017 unseren ersten Camper, einen Mitsubishi Pajero V60 gekauft und ausgebaut. Mit dem waren wir 2018 nach unserem Abschluss als Erzieher 2 Monate unterwegs.

Nach 3 Jahren Pajero Camping musste aber etwas Größeres her. Als wir nach einem bezahlbaren 4×4 Bus gesucht haben, sind wir 2019 auf den knuffigen UAZ 452 gestoßen. Die positiven Eigenschaften haben uns überzeugt. Einfach zu reparieren, günstige Ersatzteile, Möglichkeit auf LPG zu fahren, günstig in den Steuern und die perfekte Basis um einen 4×4 Allrad Camper draus zu machen.

Also haben wir uns auf Kleinanzeigen umgeschaut und sind über Umwege 2021 auf unser jetziges Reisemobil gestoßen. An dieser Stelle sollte man vielleicht noch erwähnen, dass wir erst nach und nach verstanden, was es heißt, ein UAZ zu fahren. Ein UAZ fährst du nämlich nicht, sondern er dich… 🙂

Erzählt doch mal ein bisschen, wie ihr den Ausbau gestaltet habt…

Wir haben definitiv aus unseren letzten Camperausbauten im Pajero gelernt und haben bei unserem Konzept auf “used Look” gesetzt und den Ausbau möglichst praktisch geplant.

Da wir viel draußen aktiv unterwegs sind, wir gerne Offroad fahren und nicht so die Fans vom Sterilem weiß sind, haben wir uns für einen relativ bunten Ausbau entschieden. Wie gesagt im used Look, damit tatsächlich unabsichtliche Kratzer, Verfärbungen etc. nicht so stark auffallen. Wir mögen es auch bunt und kreativ. Deswegen haben wir für die Schubladen unterschiedliche Knaufe genommen. Den Ausbau selbst haben wir auf das Konzept der Euroboxen angepasst. Wenn dann also Mal was ausläuft, kann man die Kiste ganz einfach herausnehmen und säubern – sehr praktisch.

Den Ausbaukonzept haben wir von einem typischen T4 California Ausbau übernommen. Da haben wir das Rad nicht neu erfunden. Um im Bus Stehhöhe zu haben, hat Marius ein eigenes Hubdach gezimmert. So können wir beide im Bus stehen.

Foto: Melli & Marius

Foto: Melli & Marius

Foto: Melli & Marius

Wir haben zudem geschaut, dass wir alle Annehmlichkeiten haben. Das ist für uns fließend, gefiltertes, sowie heißes Wasser, Standheizung für die kalten Tage und eine Klima für Warme Tage. Das Bett ist ein sogenanntes Rock n roll Bett. Es kann vom Bett zu einem Sofa umgeklappt werden. So finden bis zu 5 Leuten im Stulle Platz.

Neben einer Küchenarbeitsplatte aus Eiche, haben wir ein kleines Badezimmerschränkchen und viel Platz für jeglichen Krams. 12 Volt und 220 Volt Steckdosen haben wir auch genug. Im Außenbereich haben wir ein Duschzelt mit Warmwasser, eine 270 Grad Markise, sowie einen Außenwasserkanister zum Händewaschen und Zähneputzen.

Was war das Herausforderndste beim Umbau? Irgendwelche Tipps an diejenigen, die ihren eigenen UAZ Buchanka zum Camper umbauen möchten?

Der Ausbau selbst war gut und einfach zu realisieren, weil der Buchanka so schön eckig ist. Der Einbau des Hochdachs und das Lackieren war sehr nervenaufreibend, da wir alles selber gemacht haben 🙂

Wir können nur empfehlen, die UAZ unbedingt nachträglich an allen Stellen abzudichten, so gut wie es eben geht. Man muss wissen, auf was man sich technisch einstellt. Die Buchankas sind zwar recht leicht zu reparieren, jedoch gehen auch andauernd Dinge kaputt. Leider sind die russischen Teile nicht auf Qualität und Langlebigkeit produziert, viel einfacher gehalten und ziemlich wartungs- und reparaturfreudig.

Wir empfehlen also, genug Ersatzteile auf Vorrat zu haben und alles mögliche gegen bessere Ersatzteile auszutauschen. Die Dämmung ist auch ein wichtiges Thema. Wir haben es geschafft, das Auto gut zu dämmen. So bleibt es im Winter lange warm und im Sommer heizt sich das Auto nicht so schnell auf.

Wie seid ihr eigentlich zu genau dem Fahrzeug gekommen?

Nachdem wir uns eine Liste gemacht haben, welches Fahrzeug unser nächstes Reisemobil werden soll, sind wir zu dem Entschluss gekommen, nach einem Buchanka zu suchen. Das war hinsichtlich Preis und Leistung für uns der beste Kompromiss. So sind wir nach 2 Jahren auf Kleinanzeigen auf Stulle gestoßen. Es ist Baujahr 2012, stand auf den Bildern recht gut dar und war in seinem Vorleben ein Polizeitransporter. Er stand braun, beige lackiert bei einem Händler in Ostdeutschland und als wir ihn das erste Mal gefahren sind, war klar, dass das „unser“ Fahrzeug sein wird.

Die 400km Jungfernfahrt war ein absolutes Highlight! Neben überlaufenen Tanks sind aber aber Recht pannenfrei nach Hause gekommen.

Foto: Melli & Marius

Stellt euch vor, ihr könntet “zurück auf Los”. Würdet ihr euch wieder einen UAZ 452 kaufen oder fiel die Wahl diesmal auf ein anderes Reisefahrzeug?

Wir würden unseren Stulle immer wieder kaufen. Hätten ihn aber technisch komplett fit machen müssen, bevor wir ihn ausgebaut haben. Wir haben doch die Arbeitsintensität unterschätzt und so verbessern wir Stück für Stück das Auto. Wir können sagen, dass Stulle ein richtiges Familienmitglied geworden ist und er einiges drauf hat im Gelände. Für uns ist es immer im Preis-Leistungs-Verhältnis günstiger als ein T3 oder Sprinter. Und wir beide haben neben unserer Erzieherausbildung mit diesem Auto eine halbe Mechaniker Ausbildung gemacht.

Melli, Marius, herzlichen Dank für eure Geduld und die spannenden Einblicke. Auf eurem Instagram Profil Affenrolle finden Interessierte viele weitere Bilder und Stories zu eurem Buchanka “Stulle”. Wem das nicht genug ist, der kann euch auch live erleben, habe ich das richtig gesehen?

Richtig, neben Videos und Fotos für Instagram und You Tube haben wir letztes Jahr angefangen, Reisevorträge zu halten. Aktuell kann man uns auf dem Quaduxenbarg bei Wismar am 3.05 auf dem Reise-und Overlandertreffen live hören, oder das Wochenende darauf am 10 & 11.05 auf unserem selbstorganisierten UAZ Abenteuermobil Treffen, ebenfalls auf dem Quaduxenbarg.

Wir haben auch in Zukunft vor, Treffen zu organisieren und die Vorträge auszubauen, weil wir daran extrem viel Spaß haben 🙂