Australien mit dem Campervan – ein Reisetraum für Viele. Mit seinen riesigen Ausmaßen bietet das Land alles, was für einen guten Roadtrip nötig ist: spektakuläre Landschaften, eine einzigartige Fauna und Flora, eine entspannte Atmosphäre, jede Menge Platz – und die große Freiheit?

Für meine erste Tour durch Australien entschied ich mich für eine abwechslungsreiche Reiseroute: von Cairns Richtung Süden nach Sydney, immer an der Ostküste entlang. Die Strecke bietet bekannte Attraktionen wie das Great Barrier Reef, die Whitsunday Islands, die Sandinsel Fraser Island, das weltberühmte Opernhaus in Sydney und viele mehr.

Ich kaufte in Cairns einen Campervan und machte mich auf den Weg. Vanlife, Freiheit und Abenteuer warteten. Einen Schlafplatz zu finden, war „on the road“ jedoch abenteuerlicher, als gedacht.

Übernachtungsplatz Australien Roadtrip

Wildes Campen an der Ostküste Australiens

Ich hatte es mir schon ausgemalt: einen Campervan kaufen, einfach losfahren und abends an einem lauschigen Plätzchen kostenlos übernachten. Vorzugsweise ganz romantisch mit Meerblick – und öffentlichen Toiletten, vielleicht. Was in Neuseeland einige Jahre zuvor wunderbar funktioniert hatte, erwies sich an der australischen Ostküste als problematisch.

An geeigneten Standplätzen außerhalb der besiedelten Gebiete mangelte es nicht. Besonders in Küstennähe gab es eine Menge Parkplätze mit wunderschöner Aussicht aufs Meer. Doch diese waren überwiegend mit Verbotsschildern gespickt:
„No Camping!“
„No Overnight Parking!“
Das hatte ich bei der Größe des Landes und den eigentlich recht lockeren Australiern nicht erwartet –ein paar Reisende auf Parkplätzen stören doch nachts keinen?

Schlafen im Bus

Verbote dank Touristenschwemme

Nach Gesprächen mit Einheimischen, Hostelmitarbeitern und anderen Reisenden verstand ich das Problem: das Reisen mit und Übernachten im Fahrzeug ist in Australien gängige Praxis. Besonders an der australischen Ostküste wimmelt es von Backpackern und anderen Gelegenheitsabenteurern auf der Suche nach der großen Freiheit für wenig Geld. Sie alle klappern mehr oder weniger die gleiche Route ab. Dabei werden Waschbecken in öffentlichen Toiletten zum Geschirrspülen zweckentfremdet, öffentliche Duschen, etwa an Stränden, von müffelnden Wildcampern belagert. Von unsachgemäß entsorgtem Müll gar nicht erst zu sprechen. Kurzum: die Australier sind genervt, die Instandhaltungskosten hoch. Das Resultat: Verbote.

Nun war also auch ich auf genau dieser populären Route unterwegs. Und zugegeben: auch ich nutzte das ein oder andere Mal öffentliche Waschbecken zum Geschirrspülen und öffentliche Duschen zum Haarewaschen. Aber ich hinterließ alles so, wie ich es vorgefunden hatte und natürlich auch keinen Müll zurück.
Bei den Schlafplätzen hatte ich mehr Skrupel. Da verstand die australische Polizei keinen Spaß.  Bei hohen Bußgeldern um die 600 $ verzichtete ich meist auf den Gesetzesbruch – ruhig geschlafen hätte ich sowieso nicht. Doch welche Alternativen gibt es auf dieser Strecke?

Parkplätze abseits der Straße

Bei Parkplätzen, die etwas von der Hauptstraße entfernt und dadurch nicht einsehbar waren, nahm ich das Risiko einige Male in Kauf. Die Apps ‚CamperMate‘ und ‚WikiCamps‘ leisteten dabei gute Dienste: sie listen potenzielle Standplätze auf, oft sogar kommentiert. Häufig waren dennoch mehr oder weniger lange Suchaktionen nötig, um einen geeigneten Ort zu finden. Einige Plätze sahen doch anders aus als beschrieben und behagten mir nicht. Auch in dunkler, bewaldeter Umgebung war es nicht immer geheuer. Und manchmal waren die in den Apps angegebenen Plätze einfach unauffindbar.

Einmal stand der Van auf einem abgelegenen, dunklen Waldparkplatz, als gegen 22 Uhr ein Quad vorfuhr. Ob der Fahrer den abseits geparkten Camper bemerkte, weiß ich nicht. Auf einer nahegelegenen Lichtung begann er, sehr laute Musik abzuspielen. Die Stücke, von Metal über Techno bis Pop, wurden untermalt von einer beeindruckenden Lightshow, die mir immer noch ein Rätsel ist. Er war allein dort. Als die „Party“ nach 45 Minuten immer noch in vollem Gange war, wurde es meiner Begleitung und mir zu bunt. Wir hechteten in die Fahrerkabine und flüchteten.

Parken in Wohngebieten

Oft verfluchte ich mich dafür, mich nicht schon früher um einen Schlafplatz für die Nacht gekümmert zu haben. Häufig war es stockdunkel, bis ich irgendwo etwas Annehmbares fand. Und manchmal gab es einfach nichts. In diesem Fall wich ich ein paar Mal auf Wohngebiete aus.

Am Straßenrand geparkt und mit vorgezogenen Gardinen konnte der Van als abgestelltes Fahrzeug durchgehen. Solange kein Licht oder Geräusche nach draußen drangen. Wirklich angenehm war das jedoch nicht, und spätestens wenn die Blase drückte, war die Nacht auch schnell beendet.

Rastplätze am Highway

Eine legale, wenn auch nicht unbedingt romantische Option zum kostenlosen Übernachten sind die Rastplätze am Highway. Sie sind meist mit öffentlichen Toiletten, teilweise sogar mit Duschen ausgestattet, die man sich jedoch ab und zu mit Fröschen oder Spinnen teilen muss. Oft findet man auch ein paar Tische und Bänke, die das Abendessen und Frühstücken bequemer machen. Außerdem steht man dort meist in Gesellschaft anderer Campervans, was ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsgefühl bietet.

Geld statt Nerven:  Campingplatz und Hostel

Natürlich gibt es auch nervenschonende, aber kostenpflichtige Optionen, im Campervan zu übernachten. Campingplätze sind generell in jeder größeren Ortschaft zu finden, schlagen für einen Van allerdings mit um die 30 $ / Nacht zu Buche – zu viel für mein Empfinden. Für den Preis kann man sich genauso gut ein Bett in einem klimatisierten Hostelschlafsaal nehmen.

Übernachtung im Campervan in Australien

Viele Hostels bieten an, im eigenen Van auf deren Parkplatz zu übernachten. Das kostet deutlich weniger, als ein Bett im Schlafsaal (meist um die 10-15 $ / Nacht). Man steht jedoch legal und kann die öffentlichen Einrichtungen des Hostels wie Duschen und Küche mitbenutzen. Vor allem bei mehrtägigen Aufenthalten wählte ich diese Lösung. So ein Hauch von Bequemlichkeit ist auch mal ganz nett. In besonders frequentierten Orten wie Airlie Beach, die keinerlei Schlupflöcher für wildes Campen bieten und besonders streng kontrollieren, ist das für Vanreisende sogar oft die einzige Lösung.

Fazit

Zwar war meine Tour entlang der australischen Ostküste unglaublich schön, dennoch habe ich die wirklich große Freiheit im Van dort nicht gefunden. Den Camper hatte ich mir schließlich auch gekauft, um Übernachtungskosten zu sparen. Zwar konnte ich häufig kostenlos übernachten, jedoch hat die tägliche Schlafplatzsuche sowie die Angst vor Entdeckung einiges an Nerven gekostet. Und letztlich habe ich mehr Geld für Übernachtungen ausgegeben, als ursprünglich geplant.

An der Westküste Australiens gibt es kein Touristenaufkommen dieses Ausmaßes. Entsprechend ist dort auch wildes Campen verbreiteter und akzeptierter als an der Ostküste. Dorthin wird mich wohl die nächste Australienreise führen. Ich denke, abseits der ausgetretenen Pfade wird es mir besser gefallen.