Ich finde, ob neuer oder alter Wohnwagen, vieles sieht einfach aus wie „von der Stange“. Ein bisschen Individualität hier und da tut einfach gut.

– Katja

Das Camping-Hobby hat viele verschiedene Gesichter: Es verspricht Freiheit und Nähe zur Natur. Es bietet Mobilität und grenzenlose Abenteuer zu erschwinglichen Preisen. Camping ist aber auch Ausdruck von Individualität. Katja aus Bayern lebt diesen Aspekt des Campings bis zur Perfektion. Sie und ihr Mann haben in liebevoller Kleinarbeit den familieneigenen Wohnwagen (Fendt Diamant) renoviert und im Anschluss neu dekoriert.

Du planst dein eigenes Wohnwagen Makeover? Dann lass dich inspirieren von Katjas Durchhaltevermögen, handwerklichen Skills und kreativen Deko-Ideen. Ihr Instagram Account ist immer einen Blick wert. Gleiches gilt natürlich auch für das sehr sympathische Interview mit ihr hier auf 1camper…

Katja, erzähle uns doch mal was von dir. Wo kommst du her und was machst du, wenn du nicht mit dem Wohnwagen unterwegs bist?

Ich bin ursprünglich aus dem Norden von Bayern lebe aber seit ca. 10 Jahren im Großraum München. Meinen Mann habe ich im Camping Urlaub in Italien kennengelernt (im zarten Alter von 17 Jahren  ). Das Camping verbindet uns daher schon von Anfang an. Auch er ist mit Wohnwagen-Urlaub aufgewachsen.

Wenn wir nicht mit dem Wohnwagen unterwegs sind nutzen wir die Nähe zu den Bergen und gehen im Sommer sehr gerne zum Wandern und Klettern (lässt sich natürlich auch mit dem Campen verbinden) und im Winter Skifahren (Wintercamping haben wir bisher leider noch nicht ausprobiert).

Wie bist du zu deinem Fendt Wohnwagen gekommen? Wusstest du gleich zu Beginn, dass das ein so großes Umbauprojekt wird?

Unser Fendt ist ein „Familienerbstück“. Meine Eltern haben ihn (damals schon gebraucht) gekauft als ich ungefähr 10 war. Da hatte er schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Jetzt ist er auch fast 30 Jahre, wie ich 😉

Wohnwagen Fendt Diamant

Ich verbinde mit dem Wohnwagen wirklich sehr schöne Kindheitserinnerungen. Urlaub hieß für mich schon immer Camping! (Im Hauszelt, im Mini Wohnwagen und dann mit unserem Fendt Diamant.) Dazu eine kleine Anekdote: Meine Großeltern haben meine Schwester und mich als Kinder mal zu einer Flugreise eingeladen. Als wir wieder zurück kamen war unser Resümee nur „Fliegen war cool aber man müssten seinen Wohnwagen mitnehmen können“ 😀

Als sich meine Eltern letztes Jahr einen neuen Wohnwagen zugelegt haben, war klar, dass der „alte“ in der Familie bleiben muss. Meinen Mann konnte ich mittels bunter Bilder auf Pinterest davon überzeugen aus dem Familienerbstück unser ganz eigenes Wohnwagen-Schätzchen zu machen.

Ich hatte von Anfang an einen Plan oder eine Vision, wie der Wohnwagen mal ausschauen soll. Darauf haben wir dann ein gutes halbes Jahr hingearbeitet. Es war zwar viel Arbeit aber auch wahnsinnig befriedigend, zu sehen, was man selber so schafft.

Du hast deinen Wohnwagen renoviert und auch neu dekoriert. Bleiben wir zunächst mal bei der Rennovation. Was genau wurde ausgetauscht bzw. erneuert?

Wir haben zuerst mal alles demontiert was irgendwie ging. Unser Keller und die Garage war für ein gutes halbes Jahr eine einziges Lager- und Arbeitsstätte. Dann Tapete entfernt, alle Oberflächen angeschliffen (bei den alten Modellen waren die Schränke alle noch aus Vollholz 😉 und abgeklebt.

Anschließend wurde lackiert. Erst 1 Schicht Grundierung, dann 2-3 Schichten Lack auf Wasserbasis (Weiß Seidenmatt, Alpina bzw. grau für die Küche). Wir haben angefangen mit einem Farb-Sprühsystem aber das war uns nicht gleichmäßig genug. Daher haben wir mit Rollen und Pinseln weitergearbeitet.

Als wir mit dem Innenraum fertig waren haben wir uns an die Schranktüren und Klappen gemacht. Das hat mit am längsten gedauert und einige Nerven gekostet 😉

Nachfolgend mal eine kleine Auflistung was wir alles gemacht haben. Ich habe mir vorher eine Liste geschrieben aber mit dem Fortschritt des Umbaus sind immer wieder neue Sachen dazu gekommen (und sicher hab ich einige Kleinigkeiten vergessen)

• Heizung weiß lackiert
• Alte Lampen schwarz überlackiert
• Neue Tapete im Badezimmer
• Fließen-Sticker in der Küche (TicTacTiles)
• Schrank-Griffe abgeschraubt, Löcher ausgespachtelt, neue Löcher gebohrt und neue Griffe montiert
• Ein neuer Boden wurde verlegt (Klebe-Vinyl)
• Neue Vorhänge genäht
• Neue Bezüge für die Sitzkissen genäht
• Kälteschutz am Bett neu bespannt
• Bettkästen mit neuem Stoff bespannt
• Tisch lackiert und mit Möbelfolie beklebt
• Dachluken lackiert und Rollo-Stoff ausgetauscht (von eklig Grau auf
• Installation der Waschbecken-Eigenkonstruktion, da das alte kaputt war und ein Original Ersatzteil über 400 Euro gekostet hätte.
• Neue (Farblich passende 😀 ) Lichtschalter und Steckdosen installiert
• Neue Rollos montiert (das war die größte Anschaffung aber absolut nötig 😉 )
• Neue Lampen installiert
• Schwenkarm für den Fernseher (Glamping lässt grüßen 😀 )
• Neue Bettkonstruktion um aus 2 Einzelbetten ein Doppelbett zu machen (die Idee und Umsetzung kam allerdings durch meinen Vater)

Und nach dem dann die eeeendlosen Besuche im Baumarkt endlich ein Ende hatten, konnte ich mich um die Deko kümmern! 😉

Kannst du etwas zum Wasser- und Stromkreislauf sagen? Ist dieser noch im Originalzustand oder musstest du auch hier Hand anlegen?

Mit dem allgemeinen Zustand des Fendts hatten wir wirklich Glück. Meine Eltern haben den Fendt gehegt und gepflegt. Da hat wirklich nichts gefehlt. Am Stromkreislauf haben wir nichts machen müssen. Wir haben zwar die alten braunen Lampen, Steckdosen und Lichtschalter ausgetauscht aber das auch nur wegen der Optik 😉 Hier gab es wundersamerweise noch das exakt gleiche Schalter-Modell in einer hübscheren Farbe. In der Hinsicht hat sich der Markt wohl nicht stark verändert.

Auch der Wasserkreislauf war intakt. Die Pumpe wurde erst kurz vorher erneuert (eine kleine Schwachstelle leider). Wir achten darauf, wie auch die Vorbesitzer, den Wasserkreislauf regelmäßig mit speziellem Reinigungsmittel durchzuspülen und auch die Warmwasser-Therme ab und zu voll laufen zu lassen und aufzuheizen, um zu prüfen ob alles intakt ist.

Beim Anschließen der Wasserhähne hatten wir zuerst unsere Probleme, aber lustiger weise gibt es ja für alles ein YouTube Video, das weiterhelfen kann.

Gibt es unterstützende Hände bei dir in der Familie oder im Freundeskreis?

Mein Mann und ich haben uns eigentlich vorgenommen das Projekt komplett alleine durchzuführen. Wir sind beide keine Handwerker aber haben festgestellt, dass vieles auch einfach kein Hexenwerk ist. Einfach mal ausprobieren und machen! Ein paar Tipps findet man ja mittlerweile auch online oder bei Instagram. Und das DIY-Gefühl, wenn wir jetzt in unserem Wohnwagen sitzen, ist einfach nur toll!

Es sei aber noch erwähnt, dass uns wie bei unserer Haus Renovierung mein Schwiegervater das eine oder andere Mal mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat. Besonders beim Verlegen des Bodens war das ein echtes Plus und als erfahrener Camper ist sein Rat sowieso wertvoll 😉

Ich bin vor allem von der stilvollen Deko des Wohnwagens beeindruckt. Wie kommst du auf die kreativen Ideen? Holst du dir irgendwo Anregungen?

Mein Ideen-Pool ist definitiv Instagram und Pinterest. Zu Beginn gab es komischerweise fast nur holländische Beiträgt aber mittlerweile ist der Wohnwagen-Renovierungs-Trend ja auch in Deutschland angekommen. Dank der vielen tollen Projekte hier, hätte ich Lust noch mal ein ähnliches Projekt zu starten

Du nähst selbst, richtig? Auch Accessoires für den Wohnwagen?

Nähen hat schon vor der Renovierung zu meinen Hobbies gehört. Ich habe einfach mal damit angefangen und es mir irgendwie selbst angeeignet (wieder mal sei gesagt: Alles viel einfacher als es manchmal wirkt. Ich kann nur immer wieder den Tipp geben: Einfach mal probieren! Eine Profi Nähmaschine braucht man hier auch nicht unbedingt)

Polsterbezüge und Vorhänge haben mir am Anfang dennoch Angst gemacht. Ich bin jedoch online auf einige sehr brauchbare Anleitungen gestoßen. Damit hat es wirklich gut geklappt und ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden gewesen. Als Vorlage für die Abmessungen haben mir immer die Original-Teile gedient. Günstigen Polsterstoff bekommt man online. Ich habe meinen bei stoffe.de bestellt und bin super zufrieden.

Dann habe ich außerdem noch ein paar Kleinigkeiten wie Kissenbezüge, einen Fliegen-Vorhang für die Tür und so Schnick-Schnack wie Wimpelketten genäht. DIY-Gefühl lässt grüßen 😉

Wenn ich mir jetzt einen alten Wohnwagen kaufe, welche 3 Dinge sollte ich deiner Meinung nach auf jeden Fall neu dekorieren?

Die drei größten Veränderungen im Wohnwagen kamen meines Erachtens durch die Farbe, die neuen Polsterbezüge und den Boden. Aber das sind nicht unbedingt die Sachen, die ich als Must-Have sehe.

Ich finde, ob neuer oder alter Wohnwagen, vieles sieht einfach aus wie „von der Stange“. Ein bisschen Individualität hier und da tut einfach gut. Ob das nun Vorhänge, kleine Deko-Objekte oder richtig große Veränderungen sind, das schönste ist doch, wenn man danach in seinem Wohnwagen sitzt und sich „zu Hause“ fühlt!

Hast du ein persönliches Deko „No-Go“? Zurückblickend, was war dein größter Deko-Fehlgriff bislang?

Ein bisschen was ist bei uns auch schief gelaufen 😀

Nachdem wir 14 qm Boden nach Hause geschleppt haben, ist mir dann aufgefallen, dass das doch nicht so richtig meine Farbe war…Also wieder zurück in den Baumarkt und das ganze gegen einen anderen Boden umgetauscht. Mein Mann war wahnsinnig begeistert.

Trotz 20 Stoffproben, habe ich es außerdem fertig gebracht 10m vom falschen Stoff zu bestellen. Auch nicht grade eine Glanzleistung.

Ich habe auf dieser Baustelle außerdem gelernt, mich in Geduld zu üben. Zu frühes überlackieren ist zum Beispiel keine gute Idee, wenn man die Lacknasen nicht wieder abschleifen möchte.
Ich war anfangs immer ganz erpicht darauf, dass einzelne Sachen fertig werden. Ende vom Lied war dann oft, dass man einige Dinge doppelt und dreifach in der Hand hatte. Die Küche war z.B. schon komplett montiert als wir uns überlegt hatten, dass auf der Abdeckung eine bis zwei weitere Schichten stoßfester Lack sinnvoll wären.

In meinen Augen ist die räumliche Flexibilität das Schönste am Camping. Heute hier, morgen dort. An verschiedenen Orten einfach mal die Seele baumeln lassen. Welcher Typ Camper bist du? Bevorzugst du ruhige Plätze oder bist du lieber mitten drin im Leben?

Am liebsten würde ich mal autark mit dem Wohnwagen unterwegs sein. Ich bin jemand, der die Einsamkeit sehr zu genießen weiß. Auf jeden Fall möchte ich bald mal eine längere Tour machen bei der der Weg das Ziel ist. Einfach losfahren und dort stehen bleiben, wo es einem gefällt.

Mitten im Trubel ist natürlich auch manchmal toll. Ein Städte-Tour mit dem Wohnwagen kann ich auch nur empfehlen. Wir waren z.B. letztes Jahr in Rom. Nach einer anstrengenden Sightseeing-Tour war es wunderbar entspannend in den Wohnwagen zurück zu kommen…wie eine kleine Oase.

Und dein persönlicher Campingplatz Tipp?

Ganz klar der Campingplatz auf dem ich meinen Mann kennen gelernt habe. Unsere ganze Familie zieht es immer wieder dorthin:

Camping Tripesce in Vada, Toskana. Ein kleiner Campingplatz ohne viel Luxus aber mit einer super tollen Lage.