Wenn du einen Wohnwagen mit deinem Auto ziehen möchtest, aber werkseitig keine Anhängerkupplung an deinem PKW verbaut wurde, bleibt dir keine andere Wahl, als eine Anhängerkupplung nachzurüsten. Entscheidest du dich dazu, die Nachrüstung selbst durchzuführen, wirst du auf einige Herausforderungen stoßen. Hier meine Erfahrungen.
Ich plane, wir du bereits in verschiedenen anderen Artikeln erfahren hast, den Kauf eines Wohnwagens. Mein Fahrzeug, ein Nissan Qashqai+2 ist aus verschiedenen Gründen eigentlich nicht darauf ausgelegt, Anhänger zu ziehen:
- Die träge stufenlose Automatik (CVT-Getriebe) vermittelt keinen Fahrspaß bei einem höherem Zuggewicht.
- Das CVT-Getriebe hat wenig Leistungsreserve. Die maximale Anhängelast ist daher beschränkt auf 1.200kg.
- Das Fahrzeug hat keine Anhängerkupplung.
Während ich über Punkt 1 und 2 einfach mal geflissentlich hinwegsehe (was bleibt mir anderes übrig?), kann ich Punkt 3 beim besten Willen nicht ignorieren 😉
Ich muss also eine Anhängerkupplung nachrüsten. Stellt sich noch die Frage: selber machen oder machen lassen?
Da ich ohnehin gerne am Auto schraube viel die Wahl auf die eigene Nachrüstung. Die Hersteller-Anleitungen, die ich mir im Voraus durchgelesen habe, erweckten auch nicht den Anschauen, dass es unmöglich sei. Die angegebene Einbauzeit von 1,5 wirkte zwar ambitioniert, aber ich will ja schließlich auch keinen Weltrekord aufstellen. Etwas mehr Zeit wollte ich mich also schon lassen.
1. Es muss nicht immer ein deutscher Markenhersteller sein
Mit dem Vorhaben im Hinterkopf hielt ich eher beiläufig Ausschau nach guten Angeboten für Nissan Qashqai Anhängerkupplungen.
Das Problem ist: es gibt nicht viele Hersteller, die eine Kupplung für dieses Modell anbieten. Das Modell ist, aufgrund des schwachen Motors und der geringen Leistungsreserve des Getriebes, nicht gerade als Zugfahrzeug beliebt.
Es gibt tatsächlich sogar nur einen Hersteller, der ein Elektro-Kit für die Stromverlegung anbiete.
Ich hatte die Auswahl zwischen bekannten deutschen Markenherstellern und eher unbekannten Produzenten aus dem europäischen Ausland. Ein 10% Rabattcoupon hat schließlich die Entscheidung vereinfacht: für knapp über 100 EUR konnte ich ein Set aus Anhängerkupplung und E-Satz ergattern.
Schnäppchen. Der Hersteller ist Auto HAK, ein polnisches Unternehmen, das in Ungarn produziert. Der Vertrieb erfolgt europaweit.
Du musst dabei wissen, dass sich die östlichen Hersteller nicht zwangsweise hinter den deutschen Markennamen verstecken müssen. Die Qualität ist einwandfrei und die Teile für das Fahrzeug passend. Mit dem richtigen Elektro-Satz (in der Regel vom Marktführer Jäger), ist der Einbau der Anhängerkupplung nicht schwerer oder leichter als die Produkte der Konkurrenz.
Das Ergebnis bestätigt meinen ersten Eindruck. Die eingebauten Teile haben null Spiel. Alles sitzt bombenfest. Allein der Langzeittest wird der ultimative Beweis sein. Warten wir es ab.
Es gibt natürlich einige Aspekte beim Kauf der Anhängerkupplung zu beachten, insbesondere die Stütz- und Zuglast. Mehr darüber erfährst du hier: So findest du den passenden Nachrüstsatz
2. Vertraue der Anleitung (wo du nicht anders kannst)
Die Einbauanleitung ist allerdings ein Witz. Ein schlechter. Das kann ich auch gerne begründen:
Die Darstellungen auf den Bildern sind teilweise nicht zu erkennen – rein optisch. Die Bilder sind schlichtweg zu klein. Mir war beim Blick in die Anleitung nicht immer sofort klar, an welcher Stelle ich welches Teil abschrauben muss.
Es werden zu viele Arbeitsschritte in einem Schema zusammengefasst. Das ist verwirrend und man muss erst mühsam die einzelnen Arbeitsschritte aus dem Gesamtbild extrahieren – kognitiver Aufwand, der bei Regenwetter und 5 Grad Kälte nicht gerade fröhlich stimmt.
Die Darstellungen sind zudem teilweise schlichtweg falsch. Für meinen Nissan wurden Schrauben angezeigt, die nicht existieren. Ebenso andersherum: Schrauben oder Steckverbindungen, die definitiv entfernt werden mussten, waren nicht aufgelistet.
Die gute Nachricht allerdings gleich im Anschluss: es ist trotzdem machbar. Zeit, Mühe und ein wenig allgemeine technische Kenntnisse zu deinem Fahrzeugen helfen ungemein weiter.
Ich habe mir beispielsweise irgendwann einfach nur noch angesehen, welche Teile am Ende demontiert sein müssen und habe mir die Schrauben und Stecker selbst gesucht. Die Erkenntnis hätte ich früher haben sollen. Das hätte mich ungemein Zeit gespart.
Ebenso möchte ich positiv hervorheben, dass an den wirklich wichtigen Stellen, sprich dem Einbau der Befestigungsteile für die Anhängerkupplung, die Anleitung recht präzise war. Dadurch kann ich mir sicher sein, dass ich die relevanten Arbeitsschritte, richtig ausgeführt habe – wichtig für mein Gewissen und die Verkehrssicherheit.
3. Die angegebene Einbauzeit ist unrealistisch
Auto HAK gibt eine Einbauzeit von 1,5 Stunden vor. Klar, diese Vorgabe richtet sich an geschultes Personal. Auch wenn mir das bewusst war, wurde ich durch die tatsächlich benötigte Zeit überrascht. Insgesamt habe ich knapp 5 Stunden benötigt.
Bedingt durch Komplikation bei der Demontage der Heckschürze und weiteren Komponenten der Verkleidung, hatte ich den vorgegebenen Zeitrahmen relativ früh im Prozess bereits überschritten.
Hinzu kam, dass die Montage der Befestigung für die Anhängerkupplung alles andere als einfach verlief. Ich will damit nicht sagen, dass die Arbeitsschritte unklar waren. Nein, ganz im Gegenteil. Problematisch war allerdings das Einführen von verschiedenen Schrauben in das vorgesehene Gegenstück.
Wenn ich von einer Seite die Schraube eingesteckt oder /-gedreht habe, ist mir das Gegenstück häufig weg gerutscht. Die Teile lassen sich schwer greifen bzw. fixieren. Der Platz ist zu eng und die relevanten Teile zu tief in irgendwelchen Hohlräumen versteckt.
Habe ich daraus etwas gelernt? Nun, das nächste mal würde ich mir schneller mit Zwischenkonstruktionen aushelfen. z.B eine Schraube schonmal leicht vordrehen, damit man die eigentlich schwere Schraube besser eindrehen kann.
Zeit haben am Ende aber noch zwei weitere Faktoren gekostet:
Teile der Verkleidung passen nach dem Einbau nicht mehr und müssen geschnitten werden. Eigentlich kein riesiges Ding, aber bis man zurück im Werkraum ist und das Multifunktionstool mit dem richtigen Aufsatz versehen ist, vergeht doch einiges an Zeit.
Eher ein Tropfen auf den heißen Stein aber dennoch ärgerlich, war am Ende der Einbau des Querträgers. Ich hatte sauber aller Schrauben mit ausreichend Drehmoment befestigt. Dabei sind allerdings die äußeren Befestigungsschienen etwas nach innen gerutscht und der Querträger passte nicht mehr dazwischen.
Was habe ich gemacht? Natürlich alles wieder leicht gelöst und schon hat‘s geklappt. Nächstes Mal überlege ich mir genau, welche Schraube ich vor dem Ende fest drehe und welche nicht – die Schrauben für die seitliche Befestigung in jedem Fall nicht.
4. Vier Hände sind besser als zwei
Es gab wenige Situationen, bei denen ich dachte: hier kommst du alleine nicht weiter. Ganz aussichtslos war es an keiner Stelle. Trotzdem war ich einmal dankbar, meine Frau zur Hilfe rufen zu können.
Ich habe ja oben bereits die Montage des Querträgers angesprochen. Er wird durch zwei seitliche Befestigungselemente fixiert. Alleine ist es allerdings fast unmöglich, den deutlich über 10kg schweren Querträger zu positionieren und gleichzeitig die seitlichen Befestigungsschrauben einzudrehen. Also hat meine Frau in der Mitte gehalten, während ich seitlich geschraubt habe.
Falls dir keine Unterstützung zur Seite steht, kannst du entweder einen Motorkran benutzen oder du baust dir eine Unterkonstruktion aus Holz bzw. Backsteinen. Wichtig ist einfach nur, das irgendjemand oder irgendetwas den Querträger auf der richtigen Höhe hält, damit du die Schrauben fixieren kannst.
5. Aufbocken oder gleich bleiben lassen
Eine Erfahrung musste ich recht schmerzlich machen: die Anhängerkupplung lässt sich zwar grundsätzlich auch ohne Aufbocken anbringen. Angenehm ist das für Nacken und Rücken allerdings nicht.
Der Nissan Qashqai+2 ist als SUV höher als andere Fahrzeuge. Und selbst da war es für mich alles andere als bequem, meinen Kopf unter das Auto zu strecken, um die inneren Befestigungsclips der Heckschürze zu lösen. Der nasse Untergrund an dem regnerischen Tag machte die Aufgabe nicht gerade angenehmer.
Am Ende hängt man doch mehr unter dem Auto als eigentlich erwartet. Auch beim Eindrehen von Schrauben der Anhängerbefestigung ist es sinnvoll mal einen Blick von unten auf die Konstruktion zu werfen, um sicherzustellen, dass auch wirklich Loch auf Loch liegt.
Ich habe Zuhause zwei Auffahrrampen. Die wären eigentlich perfekt gewesen. Du rollst das Auto mit den Hinterrädern auf jeweils eine Rampe und hast damit ca. 20 mehr Platz zum Arbeiten. Die Mietwerkstatt muss es für das Unterfangen nicht unbedingt sein.
6. Gute Werkzeuge sind unerlässlich
Grundsätzlich ist das Nachrüsten einer Anhängerkupplung ohne große Hobbywerkstatt umsetzbar. Ohne Frage: Je besser das Werkzeug, umso einfach und sicherer die Arbeit. Ich habe folgende Werkzeuge verwendet (Partnerlinks):
- Schraubendreher Set (Wera Kraftform Kompakt VDE)
- Steckschlüsselsatz (Proxxon Industrial Steckschlüssel)
- Drehmomentschlüsssel (Proxxon Drehmomentschlüssel Micro)
- Messschieber (Mahr Messschieber)
- Maulschlüssel (Mannesmann Gabelringschlüssel)
- Multifunktionswerkzeug / Rotationstool (Tracklife Multifunktionswerkzeug)
Mit meinem Proxxon Steckschlüsselsatz und den Wera Schraubendrehern gehe ich durch Dick und Dünn. Sie durften natürlich auch bei diesem Projekt nicht fehlen. Ich habe mich übrigens für das VDE Set von Wera entschieden. Die Schraubendreher sind extrem robust und auch für Schrauberprojekte an der Elektronik zu nutzen. Dadurch benötige ich nicht zwei verschiedene Sets.
Ich verwende gerne auch mal günstigere Werkzeuge, aber beim Steckschlüssel- und Schraubendreher-Satz habe ich nicht gespart und gute Markenware genommen. Die Belastung für diese Werkzeuge beim Schrauben am Auto ist einfach recht hoch. Ich ärgere mich sonst nur mit kaputten Werkzeugen rum und – was der Hauptgrund ist – die Verletzungsgefahr steigt bei schlechtem Werkzeug stark an.
Bei den Maulschlüssel tut es auch eine günstigere Ware. Ich nutzte diese lediglich für den Gegendruck beim Befestigen einer Schraube mit Muttern.
Mein Geheimtipp: nehmt einen Messschieber mit an den Arbeitsplatz. Im Lieferumfang der Anhängerkupplung befanden sich in meinem Fall eine Vielzahl an Schrauben und Muttern, die teilweise ähnlich groß waren. In der Aufbauanleitung gibt es eine Größenreferenz. Darin ist jedes Teil des Lieferumfangs mit seinen exakten Maßen vermerkt. Mit Hilfe des Messschiebers kannst du total unkompliziert die richtige Schraube aus dem Paket suchen. Einfach einmal nachmessen, und schon weißt du, ob du die Richtige in der Hand hast.
Zum Zuschneiden einiger Verkleidungskomponenten nach Anbringung der Anhängerkupplung habe ich ein Multifunktionswerkzeug bzw. Rotationstool benutzt. Ich bin ein absoluter Fan von diesen Dingern. Vom Bohren, übers Schleifen und Polieren, bis hin zum Schneiden, kann das Tool alles. In diesem Fall habe ich das Tool verwendet, um mittig am unteren Ende der Heckschürze eine Aussparung für die Anhängerkupplung zu schneiden.
Fazit: So gelingt das Nachrüsten der Anhängerkupplung auch selbst
Ziel meinerseits war es, aufzuzeigen, dass das Montieren einer Anhängerkupplung machbar ist – wenn auch nicht so leicht und schnell, wie man es sich eventuelle erhofft. Mit den richtigen Werkzeugen, einer Unterstützung durch eine zweite Person und ausreichend Zeit auf der Uhr, ist die Anhängerkupplung aber gut selbst nachzurüsten.
Welche Erfahrungen hast du gemacht? Teile gerne deine Tipps zum Nachrüsten einer Anhängerkupplung mit uns über die Kommentarfunktion.