Wichtig war für mich eine geräumige Heckgarage, in die meine Bikes passen.

-Mario

Mario ist begeisterter Mountainbiker und hat sich für die Ausflüge mit seinem Bike das perfekte Reisemobil ausgebaut. Sein Citroen Jumper hat nicht nur Platz für 3 Mountainbikes sondern auch für Frau und Kind. Im 1camper Interview beschreibt er seinen Campervan Umbau.

Fotos: mario__kl@instagram

Mario, schön, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst. Stelle dich doch mal unseren Lesern vor…

Ich heiße Mario, bin 37 Jahre alt und verheiratet mit Lena 35. Wir habe eine 3 Jährige Tochter und kommen aus Trier. In meiner Freizeit fahre ich leidenschaftlich gerne Mountainbike, verbringe viel Zeit mit Familie und Freunden und arbeite an der Optimierung unseres Campers mit dem wir auch regelmäßig auf Tour sind.

Du berichtest aus Instagram (@mario__kl) regelmäßig über den Ausbau deines Campervans. Was war der Anlass für dein Projekt?

Dafür gab es eigentlich gleich mehrere Gründe…

Campen wurde mir von meinen Eltern quasi mit in die Wiege gelegt. Bereits als ich ein Jahr alt war, haben meine Eltern sich einen Wohnwagen gekauft und ihn fest auf einen Campingplatz im Hunsrück gestellt. Ich habe den Platz samt Wohnwagen dann vor 6 Jahren übernommen. Meinem Dad wurde das im Alter zu viel Arbeit und das Interesse an Campen ließ nach.

Ein Wohnwagen war uns aber auf Dauer zu unflexibel – insbesondere auch für mein Hobby. Damit sind wir bei meinem zweiten Beweggrund angekommen. Wir verkauften schließlich alles und kauften Ende 2016 von dem Erlös unseren ersten alten fertig ausgebauten Van, einen Ducato 244 L1H2, 2,8 87PS Saugermotor.

Den Ducato modifizierte ich nach meinen Bedürfnissen und nutzte ihn hauptsächlich für Touren zu weiter entfernten Bikeparks. Für längere Urlaubsreisen zu Dritt war er aber einfach zu klein und untermotorisiert. Zudem wollte ich die Fahrräder nicht dauerhaft mit dem Heckträger transportieren. Also musste schon im Sommer 2017 ein neuer Camper her, der sowohl familien-, reise-, bike- als auch alltagstauglich war.

Ich kaufe ihn noch im Juli vor unserem Sommerurlaub, damit ich mit dem Ausbau direkt im August loslegen konnte….so wurde schon im Urlaub fleißig geplant, überlegt und Skizzen angefertigt. Natürlich hab ich dann auch schon das Grundlegende bestellt wie Alubytul, Armaflex, Dachluke, Fenster und so weiter.

Pünktlich am 05.08.17 ging es los mit dem Umbau zum Campervan. Wir hatten es uns zum Ziel gesetzt, am letzte September Wochenende mit Freunden quasi als Saisonabschluss im Bike Park Lac Blanc in den Vogesen den Camper einzuweihen. Es waren einige Nachtschichten und jedes Wochenende nötig aber er war dann echt rechtzeitig reisetauglich und schon deutlich als Camper zu erkennen. Natürlich hätte ich das ohne die fleißige Unterstützung meines Vaters nie im Leben geschafft! Die Details wurden dann im Winter 2017 / 2018 fertig gestellt und Ostern 2018 absolvierten wir den erste Familien Urlaub.

Wie bist du zu deinem Van gekommen? Was für ein Modell mit welcher Ausstattung hast du?

Wegen der Fahrzeugbreite kam für mich nur die Ducato-Klasse in Betracht. Mir ist es egal, ob Franzose oder Italiener. Ich suchte deshalb nach diesen drei typischen Kastenwagen und wurde schließlich in einem Peugeot Autohaus in Simmern fündig, der immer eine Menge an Leasingrückläufern auf Lager hat. Und so wurde es ein Citroen Jumper L4H2 2,2 HDI 150 PS mit Klima-Automatik und Tempomat.

Was waren die Gründe für einen Citroen Jumper und nicht einen anderen Kastenwagen?

Mein Stellplatz ist in der Länge auf 7m begrenzt. Ich wollte den größtmöglichen Transporter haben, den ich platzmäßig unterbringen kann, und trotzdem noch bequem beladen kann. Deshalb fiel die Wahl auf den L4H2 mit 6,40m Länge.

Beschreibe doch mal den Zustand des Jumpers zum Zeitpunkt des Kaufs…

Jahreswagen, 28.000km Laufleistung, neuwertiger Zustand und komplett leer. Das war mir aber auch wichtig, damit ich meine Vorstellungen bzw. mein Konzept ganz frei verwirklichen konnte.

Wie sieht dein Campervan Umbau des Jumpers genau aus?

Ganz wichtig war für mich eine geräumige Heckgarage, in die meine Bikes passen, ohne dass ich sie zerlegen muss. Zudem sollte noch ausreichend Stauraum in der Heckgarage zur Verfügung stehen, um alles, was für den Urlaub benötigt wird, auch darin unterzubekommen, z.B. Campingmöbel, das Markisenzelt, der Fahrradanhänger für die Kleine, das Frischwasser, Heizung, Gas – im Prinzip eigentlich alles außer Lebensmittel und Klamotten.

Ein großes Bett für uns war uns ebenfalls wichtig. Das war ja durch den Grundriss von 2,00m x 1,80m der Garage schon vorgegeben, dann ein extra Bett für die kleine, eine Sitzgruppe und natürlich das übliche wie Gas, Wasser und Strom…

  • Material / Farbe der Innenraumverkleidung (Fußboden, Decke, Wände,

Aus dem Boden habe ich graues PVC verlegt. Die Decke ist mit 3mm Pappsperrholz verkleidet und weiß gestrichen, die Wände wurden mit grauem Filz bezogen.

  • Möbiliar / Einrichtungsgegenstände

Wir haben Konstruktionsholz als Untergestell verwendet. Die Heckgarage ist mit 18mm OSB Platten abgetrennt. Die Verkleidungen für Küche und Kühlschrank bestehen seitlich aus 12mm Kiefermassiv, weißen Lamellentüren mit Magneten und zusätzlichen Riegeln. Die Unterkonstruktion wurde quasi passgenau für die Türen angefertigt.

  • Raumaufteilung

Wir haben eine Heckgarage, Wohnraum mit Küche und WC. Im Fahrgastraum entsteht tagsüber Dank der Drehkonsolen eine Sitzgruppe mit Tisch. Abends kann es im Handumdrehen durch eine angefertigte Alukonstruktion in ein 1,60m x 0,60m großes Kinderbett verwandelt werden. Die Alukonstruktion hängt tagsüber an der Decke der Heckgarage.

An der Frontscheibe ist das Verdunklungssystem Dometic angebacht, das wie ein Plissee von unten nach oben auch auf halber Höhe fest positioniert werden kann. An den Seitenfenstern kann das Remis System komplett abgedunkelt werden. Zum Innenraum haben wir einen Vorhang zur Verdunkelung genäht. So hat die Kleine ihre eigene Kinderkoje. Auch bei dem großen Bett, das über eine kleine Leiter zu erreichen ist, kann die Räumlichkeit nochmal separat mit einem Vorhang getrennt werden.

  • Sanitäre Einrichtung

Als Sanitäre Einrichtungen habe ich unter der Spüle ein Not WC (Porta Patti 365) verbaut. Bei Benutzung kann es durch eine Schublade in den Raum gezogen werden.

  • Stromversorgung / Licht

Mir war wichtig, einen 220V Anschluss für meine Kaffeemaschine zu haben. Dafür wurde ein 2500W Sinuswellen Wechselrichter verbaut, eine 120AH AGM Batterie und ein vollautomatisches Trennrelais. Das funktioniert zwar schon jetzt ohne Probleme, eine 165Watt Solaranlage wird noch folgen, damit wir nicht immer auf Campingplätze angewiesen sind. Landstrom können wir natürlich auch einspeisen.

Die Beleuchtung besteht komplett aus 12V LED. Wir haben alles indirekt beleuchtet: über dem Tisch, hinter der Arbeitsfläche und über der Küche. Am Kopfende des Bettes haben wir die original Lampe umgebaut. Über der Schiebetür habe ich unter der selbst gebauten Regenrinne eine (gemütliche) Außenbeleuchtung angebracht. Am Heck und der Seitentür befinden sich noch jeweils von 1 LED Flutlicht Strahler als Arbeitsleuchte. Daneben stehen diverse 12V / 220V Steckdosen im Fahrzeug zur Verfügung und eine ausziehbare 220Volt Leiste auf der Arbeitsplatte.

  • Fenster

Wir haben über dem Bett eine 40×40 Midi Heki verbaut und in den Schiebetür ein Seitz S4 900×450.

  • Wasserversorgung

Insgesamt stehen uns 60 Liter Frischwasser in zwei 30 Liter Kanistern zur Verfügung und ein 30 Liter Grauwasser Kanister. Zudem gibt es ein extra Abwasserrohr, das von der Spüle nach unten an die andere Fahrzeugseite geht. Auf Stellplätzen mit Abfluss kann so das Grauwasser direkt abgeleitet werden. Wir haben dafür einen Schieber unter der Spüle angebracht.

  • Heizung

Als Heizung steht uns eine Planar 44D mit Warmluftverteilung unter der Treppe zur Verfügung, die sowohl den Wohnraum als auch die Heckgarage beheizt.

  • Isolation (Wärme, Geräusche)

Das Fahrzeug wurde mit Alubytul stellenweise verklebt und mit 19mm Armaflex vollverklebt.

  • Sonstige Umbauten

Wir haben noch einige weitere Features eingebaut. Zum Beispiel: Drehkonsole Fahrersitz, Drehkonsole Doppelsitzbank, Spüle / Kochfeld mit 2 Gaskochstellen, Kühlschrank 98 Liter 220v, 12V Klappbarer DVD Player im großen Bett, Fiamma F65L Markise mit Markisenzelt, Thule slide out 400 manual.

Welche Umbauten oder Veränderungen hast du am Citroen selbst vorgenommen? Ist das Fahrzeug bereit für die Offroad Nutzung?

Ich habe den Jumper mit 16 Zoll Alufelgen und BF Goodrich KO2 All Terrain Bereifung ausgerüstet. Die Stoßfänger vorne wurden in Wagenfarbe lackiert und die Citroen Flügel schwarz glänzend. Zudem ist eine Softwareoptimierung für das Motorsteuergerät verbaut.

Was ist der aktuelle Stand des Projektes? Was ist schon fertig, was fehlt noch?

Eigentlich ist der Campveran fertig und perfekt…es fehlt jetzt nur noch die Monochristal Solaranlage 165 Watt mit mppt Laderegler. Die liegt auch schon bereit und wartet auf gutes Wetter zum Einbau.

Zu guter Letzt steht noch die Fahrt zum TÜV an, um ihn als Wohnmobil zuzulassen und zu versichern. Nach langem überlegen lassen wir ihn jetzt richtig zu – letztendlich haben wir soviel reingesteckt… Dann stehen wir im Schadenfall, der hoffentlich nie eintritt, nicht blöd da. Diskussion kommen dann auch bei Kontrollen erst gar nicht auf.

Führst du den Umbau am Jumper alleine durch?

Am Anfang hat mir mein Dad viel geholfen, aber jetzt zum Schluss alles alleine. Lediglich das Gas verlegen hat ein Installateur gemacht.

Was war die bisher herausfordernste Arbeit bei deinem Projekt und wie hast du sie gemeistert?

Das schwierigste war echt die genaue Planung der Heckgarage. Ich wollte an alles dran kommen, ohne irgendetwas anderes dafür rausholen zu müssen. Außerdem stellte mich der Halter bzw. die Befestigung für 3 Bikes vor eine große Herausforderung. Es sollte nicht viel Platz dafür verloren geht. Den großen „Kofferraum“ wollte ich ja auch nicht opfern, aber ich habe es für mich dann bestmöglich gelöst.

Was darf auf keiner Reise mit deinem Campervan fehlen und wieso nicht?

Da wir immer mit Mountainbikes auf Tour sind muss natürlich schon der ein oder Bikepark oder coole Locations angesteuert werden, weils das geilste Hobby ist und ich den Van für diese Sportart speziell gebaut habe 🙂

Reist du primär alleine, Freuden oder Familie?

Primär mit Familie aber auch ab und an mal lange Wochenenden mit Freunden. Alleine aber niemals.

Erzähle doch mal von deinem bisher besten Erlebnis mit deinem Jumper auf Tour…

2018 wurde er schon gut genutzt, Ostern eine Woche Familienurlaub im Landalpark, Im Mai war ich ein langes Wochenende in den Vogesen im Bike Park, im Juni mit einem Freund ein langes Wochenende zum Biken im Sauerland, im Sommer war ich mit der Familie 3 Wochen auf Deutschlandrundreise… vom Bodensee nach Oberammergau dann zum Königssee, Therme Erding,weiter in den Bayrischen Wald von da Fichtelgebirge rüber ins Elbsandstein Gebirge…von da nach Potsdam hoch zur Ostsee, rüber zur Nordsee von da weiter runter ins Sauerland Rothaargebirge und von da dann wieder heim nach Trier.

Dann war ich mit Freunden noch ein Wochenende in die Vogesen zum Biken und als Abschluss mit der Familie noch ein paar Tage in einen Landalpark.

Welche Reisen planst du für 2019? Wie wird dein „Vanlife“ in diesem Jahr aussehen?

Fest steht bereits der Osterurlaub. Da wollten wir eine Woche nach Holland. Im Sommer sind wir 3 Wochen in Schottland. An den ganzen langen Wochenenden werden wir dann spontan entscheiden, wo es hingehen soll.

Hast du irgendwelche Tipps an Leute, die ihr Camper Umbau Projekt noch vor sich haben?

Das wichtigste ist, dass man schon ganz genau wissen muss, was man will. Einfach „drauf los“ geht nicht. Man sollte genau überlegen was einem wichtig ist und was nicht. Dann sollte auf jeden Fall ein Plan mit Skizzen erstellt werden. Eventuell können auch in der Garage oder in einem anderen Raum die Maße mit Kreppband abgeklebt werden. Es hilft auch sehr weiter, sich mit Kartons die „Möbel“ vorzubauen. Erst danach würde ich persönlich auch das Fahrzeug kaufen.

Ansonsten gibt es viele Bücher zum ausbauen und Kataloge wie z.B. Reimo. Da wird alles gut erklärt. Natürlich ist es auch nie verkehrt, seine Umbau mit dem TÜV abzusprechen