Seit ziemlich genau einem Jahr kann ich nun wieder einen Bulli mein Eigen nennen. Endlich, denn vor einigen Jahren bin ich mit meinem ersten Auto, einem T3, schon vom wunderbaren Gefühl des Busfahrens infiziert worden. Hier möchte ich dir meinen Neuzugang vorstellen, vom Kauf berichten und erklären, wieso und in welcher Ausstattung ich mich für den T4 entschieden habe.
Der Bullimarkt – viel Schrott für viel Geld
Sind wir mal ehrlich, der gesamte Markt rund um das Erfolgsmodell VW Bus hat mit dem normalen Automarkt rein gar nichts mehr zu tun. Hier werden 20 Jahre alte Autos mit über 400.000 km für 10.000 € angeboten. Das ist Wahnsinn. Einen Nissan Serena mit diesen Daten bekommst du, falls er noch fährt, hinterher geschmissen. Die Preise, für die ein VW Bus den Besitzer wechselt, sind schlicht und einfach Liebhaberpreise. Sonderausstattung wie beispielsweise Allradantrieb (Syncro) treibt den Preis zudem weiter in schwindelerregende Höhen. Dazu kommt, und das stellt man bei der Suche für das neue Traumauto schnell fest, dass die allermeisten leider oft schon ziemlich abgerockt sind. Auch vor dem T4 machen eben Rost und die Spuren der Zeit keinen Halt.
Wieso T4?
Die Entscheidung für den T4 als Camper ist eigentlich relativ einfach gefallen. Zur Zeit des Kaufs hatte ich noch einen LT28 Sven Hedin und einen alten Passat für den Alltag. Wegen eines bevorstehenden Umzuges nach Düsseldorf, war der Gedanke deshalb ein Kompromiss aus den beiden Fahrzeugen anzuschaffen. In der neuen Stadt ist nämlich erstens kein Alltagsauto notwendig und zweitens hatte ich keine Lust mich ständig mit der Suche nach einem geeigneten Platz für den dicken LT zu beschäftigen. Außerdem wird’s in der Großstadt ohne eigene Werkstatt schwierig, ihm die Aufmerksamkeit zu schenken, die er benötigt.
Was kam also in Frage? Wieder ein T3, einen T4 oder doch lieber T5? Modelle anderer Hersteller ähnlicher Kategorie waren für mich eher kein Thema. Wenn, dann schon wieder das Original. Außerdem habe ich wohl eine kleine Schwäche für VW. Okay, wahrscheinlich schon eine eher ausgeprägte Schwäche.
Leider ist der T3 nüchtern betrachtet aufgrund der total explodierten Preise und ähnlichen Pflegeproblemen wie beim LT nicht sehr interessant. Obwohl man für das Geld, was manche für einen T4 haben wollen, fast schon einen T5 bekommt, ist er durchschnittlich doch noch eine ganze Ecke günstiger, als die neuen Modelle. Zudem gefällt mir beim T5 der Innenraum nicht so gut, da für meinen Geschmack alles etwas spärlich ausgefallen ist. Zum Beispiel die Armlehnen – Die sind doch höchstens noch zwei Finger breit. Vom Stil her gefällt mir der T4 als Campermobil eh besser, ich mag die älteren Modelle lieber.
Für den T4 spricht also die noch gegebene Alltagstauglichkeit, der Preis und der riesige Markt. Mobile, Autoscout & Co. sind voll von allen möglichen Modellen und Motorvarianten.
Auswahl des passenden Modells
Beim T4 gibts einige verschiedene Ausstattungsvarianten. Angefangen beim einfachen Transporter, über Multivan & Caravelle bis hin zu den verschiedenen Westfalia Ausbauten gibts alles, was das Herz begehrt. Während der Transporter je nach spezieller Ausstattung komplett leer ist, bietet der Multivan dagegen schon 7 Sitzplätze, einen Tisch zum aus- und eine Rückbank zum umklappen. Der T4 Caravelle kommt mit meistens 8 Sitzplätzen (maximal 9) und keiner standardmäßigen Schlaffunktion daher.
Für die Auswahl des passenden Modells mussten wir also gut überlegen, welche Zwecke der Bus später erfüllen soll. Wenn es das neue Zuhause auf Reisen werden soll, gilt es ein paar Dinge abzuwägen. Fürs wohnen im Bus brauchts vor allem eins: Ein Bett. Nun könnte man also einfach einen günstigen Transporter kaufen und hinten ne Matratze reinschieben. Das wäre die einfachste & günstigste Variante. Natürlich kann man auf der Basis eines Transporters in gutem Zustand auch seiner Kreativität freien Lauf lassen und die Ladefläche selbst als Campervan mit Küche, Aufbewahrungsmöglichkeiten & Co. ausbauen. Handwerkliches Geschick und etwas Erfahrung ist hierbei aber auf jeden Fall vonnöten.
Bei dieser Entscheidung müssen allerdings noch weitere Aspekte mit einbezogen werden. Ein Transporter hat hinten meistens keine oder nur wenige Fenster. Wenn du dich bei Regen in deinen kuscheligen Bus zurückziehen musst, bekommst du von deiner Außenwelt nichts mehr mit. Finde ich persönlich zumindest ein etwas beklemmendes Gefühl. Die Option eigene Fenster einzubauen ist natürlich auch immer gegeben. Das sollte man aber zumindest mit äußerster Vorsicht genießen. Großflächig in der Karosserie rumzuflexen gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblingsaufgaben.
Des Weiteren muss beachtet werden, dass der Transporter so gut wie nicht gedämmt ist. Auf der Autobahn Richtung Campingurlaub sind die Fahrgeräusche gegenüber dem ausgebauten Multivan deutlich höher. Bevor nach dem Kauf gestartet werden kann, muss auf jeden Fall erst einmal was gebastelt werden. Für uns war der Transporter, auch aufgrund der vielen Vorteile eines Multivans, keine Option.
Beim Multivan ist nämlich eine ganze Menge, was du für kleinere und größere Campingreisen brauchst, schon vorhanden. Auch im Bezug auf spätere Ausbauten. Eine zweite Batterie zum Beispiel, die auf abgelegenen Wegen im Fahrgastraum für Strom sorgt, ist bei den meisten Multivans mit an Board. Einfachste Dinge wie beispielsweise eine Lampe, den Ausklapptisch oder ein Schiebefenster im Fahrgastraum gehören hier von vornherein dazu. Auch einknöpfbare Vorhänge und eine Kühlbox gehörten zum Standard. Mit der Ausstattungsvariante Multivan könnte es theoretisch also direkt losgehen.
Die Alternative wäre ein Caravelle. Auch der ist im Fahrgastraum komplett ausgebaut. Allerdings eben eher darauf ausgelegt Leute zu transportieren, als romantische Nächte unter dem Sternenhimmel zu verbringen. Alles in allem war das also auch nicht das Richtige für uns.
Das non-plus-ultra ist natürlich einer der ‚richtigen‘ Camper Ausbauten von Westfalia. Der T4 California ist auf dem Gebiet das Maß der Dinge. Voll ausgebaut mit Aufstelldach, Kochfeld, Kühlschrank, Schränken, Sitzmöglichkeiten und Co. wird jeder Campingurlaub garantiert ein Erfolg. Mit Studenten-Teilzeitjob-Budget kommst du hier allerdings nicht sehr weit. Brauchbare Angebote gehen im ca. 5 stelligen Bereich leider erst los. Weitere reinrassige Reisemobile gab es außerdem von Karmann und Carthago, die allerdings nicht weniger teuer gehandelt werden. Wir entschieden uns deshalb Ausschau nach einem guten & günstigen Multivan zu halten.
Der richtige Motor für den T4 Camper
Bei der Auswahl des für uns passenden Motors taten wir uns lange Zeit recht schwer. Die Antwort auf die Frage, ob Diesel oder Benziner hat im Endeffekt nämlich entweder Vor-oder auch Nachteile. Im T4 gibts viele verschiedene Motorvarianten. Angefangen von den alten 1,9 und 2,4L Dieseln über die damals ‚moderne‘ Technik im 2,5L TDI bis hin zum 2,8L VR6 gibts alles was das Herz begehrt.
Bei den alten Dieseln und dem VR6 war allerdings sofort klar, dass wir nicht zusammenkommen. Mit den ansonsten robusten und langlebigen Dieselmotoren fängst du dir mittlerweile leider nur vorwurfsvolle Blicke ein und darfst ohne Weiteres in keine Stadt mehr rein. Der VR6 macht zwar richtig Spaß, aber sind wir mal ehrlich: Da brauchst du entweder ne eigene Tankstelle oder ne Mitgliedschaft bei Greenpeace um das schlechte Gewissen auszugleichen.
Bleib also noch die Auswahl zwischen 2,5L TDI und dem 2,0 bzw. 2,5L Benziner. Einen 1,8L Benziner gabs zwar auch noch, allerdings ist der echt selten und hat nicht wirklich viel Leistung. Von Anfang an wollte ich eher was ‚einfaches‘ haben. Kein Turbo, kein Ladeluftkühler, keine Abgasrückführung, keine komplizierte Einspritzpumpe.
Ich wollte einfache Technik ohne Schnickschnack und fühlte mich deshalb eher zum Benziner hingezogen. Außerdem war da ja noch die Sache mit der Steuer und den Umweltpolitischen Themen, die den guten alten Diesel etwas ins Abseits manövrierten. Die gerade aufkommende Diskussion über Fahrverbote und unser bevorstehender Umzug passten außerdem nicht so richtig zusammen.
Deshalb entschieden wir uns in erster Instanz für den Benziner. Nur leider ist es so, dass beim großen Benziner unter 13 Litern Verbrauch in der Regel nichts geht und das 2.0L Modell mit 84 PS doch recht schwach auf der Brust ist. Gerade für ein so großes Auto. Wenn allerdings alle 100 km 13 Liter feinstes Super durch die Zylinder feuern, hast du bei der nächsten Tankstelle auch nicht wirklich Spaß.
Wir entschieden uns daher für den 2.0 Liter Benziner. Da uns eh klar war, dass unser Bulli ein reines Freizeit- & Urlaubsmobil werden soll, reichen uns die 84 PS vollkommen aus. Im Urlaub hab ich schließlich Zeit. Da ist es auch völlig egal, wenn wir uns im zweiten Gang über die Dolomiten kämpfen müssen. Who cares!? Mich nicht. Der kleine Benziner ist günstig in der Unterhaltung und gönnt sich bei gemütlicher Bulli-Fahrweise gerade mal 8.5 Liter im Durchschnitt. Damit bin ich mehr als zufrieden und mit der Entscheidung bisher überaus glücklich.
Budget & Kauf
Unser Budget für den neuen Bus war nicht wirklich groß. Vor allem, wenn man daran denkt, wie VW Busse zurzeit gehandelt werden. Wir wollten aber zumindest versuchen, nicht mehr als 5.000 € auszugeben. Trotz dessen, dass wir uns außerhalb der Saison umgeschaut haben, war das nicht ganz einfach. Auch, weil der Markt natürlich mit Händlern und tausenden anderen Interessierten, total überlaufen ist. So passiert es oft, dass ein guter Bus zum fairen Preis schon eine halbe Stunde nachdem die Anzeige geschaltet wurde, bereits verkauft ist.
Nach drei Fehlbesichtigungen ploppte an einem tristen Januarnachmittag plötzlich eine vielversprechende Anzeige auf. Ich rief sofort an und meldete mich für den nächsten Tag an. Direkt am Morgen stand ich beim Händler auf dem Hof. Multivan, 2.0L Benziner mit 275.000 km und dazu in unserer Wunschfarbe Rot. 3.500 € sollte er kosten, das könnte passen. Nach ausgiebiger Begutachtung, einer Probefahrt und vielen Diskussionen unterschrieb ich schließlich den Kaufvertrag. Ein Volltreffer!
Unser neues Gefährt kostete im Endeffekt gerade mal 3.250 €. Angesichts der Tatsache, dass der Bus in seinem bisherigen Leben alle 15.000 km ordnungsgemäß bei VW zur Inspektion war, war das fast ein Schnapper. Hier konnten wir nicht viel falsch machen. Zumal die Vorbesitzer in den letzten 35.000 km fast 7.000 € in das Auto investiert haben und damit alles repariert haben, was zu reparieren war.
So etwas habe ich tatsächlich noch nie erlebt. Unser Neuzugang hatte bis Dato noch kein einziges Mal eine freie Werkstatt gesehen, sondern ist immer bei VW Werkstätten vorgefahren. Verrückt. Die TÜV Plakette war außerdem noch ein halbes Jahr gültig. Auch vom Rost war er weitestgehend verschont geblieben. Einzig der Windschutzscheibenrahmen war auf den ersten Blick in keinem guten Zustand.
Ein bisschen Glück gehörte bei dem Kauf allerdings auch dazu. Denn während ich mit dem Verkäufer um die letzten 50 € feilschte, winkte ein anderer Interessent, der auf gut Glück einfach gekommen ist, mit dem geforderten Geld im Hintergrund. Der wollte ihn nämlich kaufen, ohne ihn gesehen zu haben. Das zeigt leider, wie schnell man sein muss, um was Gutes zu ergattern. Auch bei uns vergingen von Schaltung der Anzeige bis zur Vertragsunterschrift gerade mal einige Stunden. Die Augen auf verschiedenen Portalen offen zu halten, lohnt sich daher immer.
Mit dem Kauf unseres T4 Campers sind wir bis heute sehr glücklich. Unser Neuzugang hat uns bisher noch nie enttäuscht. Auch von den Vorbesitzern ist der Bus gut gepflegt worden und bietet somit eine perfekte Basis für viele weitere Jahre auf der Straße. Das Ziel soll in 6 Jahren die Oldtimer-Zulassung sein.