Unseren T4 nutzen wir eigentlich hauptsächlich als Camper. Und wenn du oft auf Reisen bist und gelegentlich an Orten übernachtest, an denen es außer Meeresrauschen & unberührter Natur nichts gibt, musst du dir am Ende des Tages überlegen wie du Akkus für die Kamera, das Handy und sonstige Elektronik wieder ausreichend mit Strom versorgst. Fürs ultimative Aussteiger Gefühl brauchst du das zwar nicht zwingend, ist dennoch aber nice to have. Wir haben uns deshalb entschlossen, unserem T4 ein kleines aber feines Stromnetz aus 230V & 12V zu gönnen, und somit völlig unabhängig reisen zu können. Vom Umbau und unseren Erfahrungen möchte ich dir hier gerne berichten.
Vorteile der 230V Versorgung
Die Multivan-Ausstattungslinie bringt praktischerweise schon ab Werk einige sinnvolle Features wie beispielsweise eine zweite Batterie zum campen mit. Dennoch fehlt unserem Bus zu einem vollwertigen Camper noch die dazu passende Elektro-Infrastruktur. Mit Energie an Board lässt sich nämlich nicht nur laut Musik hören, sondern auch Wasserpumpen oder Kühlschränke betreiben, die auf langen Reisen und entlegenen Orten viel Komfort bedeuten. Mit der Option auch 230V nutzen zu können sind wir daher komplett unabhängig und nicht länger auf Geräte angewiesen, die ausschließlich auf 12V laufen. Gerade für Kamera Equipment, Laptop oder Küchengeräte ist das ein großer Gewinn.
Am Anfang stand nämlich lediglich die Idee, einfach ein paar 12V Dosen zusätzlich im Innenraum einzubauen, um kleinere Geräte ohne großen Strombedarf laden zu können. Schnell wurde mir bei der Planung allerdings klar, dass mir die Aktion wohl auf Dauer nicht reichen wird. Wir trafen also den Entschluss es gleich richtig anzugehen und zusätzlich auf eine 230V Anlage zu setzen. Diese Entscheidung hat auch einen für uns sehr praktischen Hintergrund und ganz großen Vorteil.
Mit 230V Steckdosen an Board können wir nämlich ab sofort mit einem kleinen Heizlüfter auch im Winter im Camper übernachten ohne zu erfrieren. Zumindest auf Campingplätzen mit Stromversorgung lassen sich so die ganz kalten Nächte gut überstehen. Dazu nutzen wir einen kleinen Heizlüfter mit zwei Stufen und max. 1500W. Auf der kleinsten Stufe heizt er mit 750W, was bei 0 °C und leichten Minustemperaturen gut ausreicht. Stellplätze mit Strompauschale sind bei dem Verbrauch natürlich die erste Wahl!
Frei stehen wird allerdings nach wie vor schwer und ist ohne Standheizung, die über den Kraftstoff läuft, eigentlich nicht machbar. Das liegt vor allem daran, dass selbst ein kleiner Heizlüfter viel zu viel Energie benötigt, um den Bus über die Batterie zu heizen. Der Kompromiss an Landstrom gebunden zu sein funktioniert bei uns aktuell aber sehr gut, da die Nächte in denen wir heizen müssen, ohnehin nicht sehr viele sind. Zurzeit ist unser Reisemobil nämlich sowieso nur für die Saison zwischen April und Oktober angemeldet.
Richtlinien & Hinweise zur Verlegung
Für die Versorgung mit Strom im Fahrzeug gelten einige Vorschriften und Richtlinien, die beachtet werden müssen. Was hierbei besonders wichtig ist und welche Sicherheitseinrichtungen du auf jeden Fall an Board haben solltest, habe ich in dem oben verlinkten Artikel für alle Interessierten und Bastler zusammengefasst. Weiterhin bedarf es einigen Grundvoraussetzungen und Überlegungen für den Einbau, wie z. B. die Leistungsaufnahme der zu betreibenden Geräte, die Integration einer zweiten Batterie oder ähnliches, worauf ich in dem extra Beitrag eingehe.
Unser Ausbau
Meine Idee war, die Aktion zu nutzen und mit dem Einbau von mehr Stauraum im Bus zu verbinden. So hatte ich die Möglichkeit zu versuchen, das Ganze modular aufzubauen. Ich wollte erreichen, dass ich nach Möglichkeit keine Leitungen hinter den Verkleidungen im Innenraum verlegen muss, sondern nur in meinen eigenen Möbeln. Das ist zum einen um einiges bequemer, zum anderen bin ich nicht gezwungen an der vorhandenen Einrichtung rumzuschnippeln. Meine Intention ist quasi den Bus gar nicht umzubauen, sondern eigentlich nur zu ergänzen.
Wie die Anschlüsse mit 12V aussehen sollten, war eigentlich recht simpel. Da unser T4 bereits ab Werk eine zweite Batterie für die Stromversorgung im Fahrgastraum an Board hat, konnten wir uns diese Nachrüstung schonmal sparen.
Mehr Gedanken mussten wir uns um die Auslegung des Wechselrichters machen, der unterwegs die 12V Spannung der Batterie in 230V umwandelt. Theoretisch wäre es ja am besten, den Wechselrichter so groß wie möglich auszulegen, um alle Eventualitäten abzudecken. Nun ist es aber natürlich so, dass der Energiebedarf des Wechselrichters auch steigt, je mehr Leistung das Gerät bereitstellt. Ein Gerät das 150W Leistung bringt, braucht logischerweise weniger Strom, als ein Gerät mit 2000W. Des Weiteren ist es natürlich nicht super sinnvoll Geräte mit einer Leistung von mehr als 1000W über einen längeren Zeitraum zu betreiben, da die Batterie dann nämlich innerhalb weniger Minuten leer gesaugt wäre.
Wir haben uns deshalb für ein gesundes Mittelmaß und einen Wechselrichter mit einer Nennleistung von 600W entschieden. Mit diesem Teil können wir ganz locker die Akkus von Laptop & Kamera laden und haben außerdem die Option auch mal kurz einen kleinen Mixer oder Ähnliches laufen zu lassen. Bisher kommen wir damit auch super hin, mehr haben wir noch nicht gebraucht.
Zusätzlich zu den 230V, die der Wechselrichter liefert, haben wir für Heizlüfter und sonstige Geräte mit hohem Energiebedarf zwei Steckdosen vorgesehen. Diese werden dann über die Stromversorgung vom Campingplatz und eine CEE Verbindung zum Bus gespeist. Bei der Einspeisung von Fremdstrom in den Camper wird in der Regel eine Anschlussdose in die Karosserie eingebracht. So etwas wollte ich eigentlich auch so weit es geht vermeiden und habe mir letztendlich eine Adapterbox gebaut, die im Innenraum des Fahrzeugs steht.
Mithilfe dieser Box kann ich den Fremdstrom aufnehmen und bequem verteilen. Auch die Sicherung ist darin untergebracht. Das Verbindungskabel zwischen Anschluss am Platz und Bus lege ich dann einfach durch die Fahrertür. Aufgrund der recht dicken Türdichtungen ist das gar kein Problem und funktioniert bisher bestens.
Energiemanagement der zweiten Batterie
Die Versorgung mit Saft unterwegs übernimmt eine zweite Batterie mit einer Kapazität von 100Ah, was uns im Moment locker ausreicht. Zwar gibt es mittlerweile auch Batterien mit weitaus größeren Kapazitäten, allerdings werden die je nach Ausführung auch sehr teuer. Für ein bisschen Licht am Abend, volle Handyakkus und Wasserpumpe reicht die Kapazität jedenfalls dicke. Auch bei mehreren Tagen Standzeit.
Über die Batterie werden außerdem auch Licht und sämtliche sonstige 12V Verbraucher im Bus betrieben. Während der Fahrt wird die Batterie praktischerweise direkt über die Lichtmaschine nachgeladen. Bei längeren Standzeiten und viel Stromentnahme muss die Batterie allerdings anderweitig mit frischem Strom versorgt werden.
Wir mussten uns daher überlegen, mit welchem System wir das sicherstellen möchten. Eine Möglichkeit ist, die Batterie einfach per Ladegerät nachzuladen, was wiederum nur auf dem Campingplatz mit externem Strom funktioniert. Die autarke Variante wäre ein kleines Solarpanel auf dem Dach. Für einen Camper ist die Stromerzeugung mit einem Solarmodul sicherlich das non plus ultra. Solche Anlagen sind allerdings nicht sehr günstig und bedeuten erst einmal eine größere Investition. Für uns lohnt sich die Anschaffung einer Solaranlage im Moment noch nicht, denn wenn wir unterwegs sind, stehen wir selten länger als 2 Nächte am gleichen Ort. Das schafft die Batterie auch ohne zusätzlichen Sonnenstrom.
Wir haben uns in erster Instanz also dazu entschlossen, für den Anfang ein kleines Ladegerät fest in den Bus einzubauen, das die Batterie im Falle der Kopplung an Landstrom automatisch nachlädt. Nach ein paar Nächten wild campen fahren wir meist sowieso einen Campingplatz an, um in Ruhe Wasser aufzufüllen und Wäsche zu waschen. Wenn die Batterie dann nicht schon während der Fahrt voll geladen wurde, erledigt das unser automatisches Ladegerät.
Unser gewähltes Modell lädt mit 4A nach, was bei unseren kleinen Verbrauchern absolut ausreicht. Selbst wenn wir länger auf einem Campingplatz stehen und davon ausgehen würden, dass permanent das Licht brennt und alle 2 Stunden das Smartphone geladen wird, genügt das völlig. Zumal sind solche Ladegeräte mittlerweile ziemlich günstig. Trotzdem haben wir bei der Auswahl der Komponenten bereits berücksichtigt, dass alles Solarstrom geeignet ist. Sollten wir uns also irgendwann entscheiden eine Solaranlage anzuschaffen, können wir die zusätzliche Energiequelle leicht in das vorhandene System integrieren.
Das Gesamtkonzept
Letztendlich haben wir es geschafft, die komplette Elektronik Ausstattung in selbst gebauten Möbeln zu integrieren. Unsere CEE Eingangsbox steht zwischen Handbremse & Beifahrersitz. Hier ist direkt das automatische Ladegerät angeschlossen, welches die zweite Batterie unter dem Fahrersitz bei Bedarf nachlädt. Einen weiteren 230V Anschluss haben wir in eine Kommode gelegt, die hinter dem Beifahrersitz steht. Hier sind dann auch zwei Steckdosen eingebracht.
Von der Zweitbatterie unter dem Fahrersitz aus führt zusätzlich eine dicke 12V Leitung in diese Kommode und zu einem Verteiler mit Sicherungshalter. Jeder einzelne 12V Verbraucher und jede Anschlussdose kann so einzeln abgesichert werden. Auch 12V Steckdosen mit USB Steckplätzen haben wir jeweils auf Vorder- und Rückseite eingebracht. Auf der Rückseite sind technische Verbraucher wie z.B. die Wasserpumpe für das Waschbecken eingesteckt. Die Steckplätze an der Vorderseite nutzen wir, um unsere Handys oder die Kamera Akkus zu laden.
Die jeweiligen Verbindungen zur Kommode sind gesteckt. So sind wir in der Lage, den kompletten Ausbau innerhalb weniger Minuten rückstandslos auszubauen. Wegen der hohen Ströme, die bei einer Spannung von 12V fließen, war es tatsächlich nicht ganz einfach eine passende Steckverbindung zu finden. Nach langer Recherche haben wir die Verbindung letztendlich mit diesem Stecker realisiert.
Alles in allem hat uns der Ausbau mit allen Kabeln, Steckern und Kleinteilen so ca. 300 € gekostet. Dieser Preis bezieht sich rein auf die Teile, die wir für die Elektrifizierung benötigt haben. Die Kosten für die Möbel, die wir im Zuge dessen gebaut haben, sind hier nicht mit eingerechnet. In Relation zu dem Mehrwert, der uns die Ergänzung bringt, finden wir das aber eine überschaubare Investition. Recherche, Arbeitswerte und Kopfzerbrechen muss man dabei natürlich außen vor lassen. Aber das bleibt beim Camper auf Rädern ja schließlich nie aus, oder!?
Unser Bus ist damit fürs Erste in Sachen Elektronik für alle möglichen Szenarien gut gerüstet und bisher sind wir mit dieser Lösung sehr zufrieden. Wer allerdings selbst einen Eigenausbau durch die Gegend fährt weiß, dass nahezu niemals das Ende der Fahnenstange erreicht ist und das nächste Projekt nicht lange auf sich warten lässt. Bei uns wird das wohl der Einbau von zusätzlichen Schubladen unter der ausziehbaren Rückbank sein.
Verwendete Produkte
Abschließend noch eine Liste mit den für den Stromausbau verwendeten Produkten. Du hast weitere tolle Produktempfehlungen? Nutzte gerne die Kommentarfunktion…
- Wechselrichter
- 12V Stecker
- 12V Steckdose
- CEE Steckdose mit Sicherungsautomat
- Automatisches 4A Ladegerät
- 12V Sicherungshalter
- Heizlüfter
Hinweis: die obigen Links sind Partnerlinks*
Hallo, ich hab einen sehr änhlichen T4 Multivan und wollte mal Fragen wie ihr die Schränke am Boden befestigt habt.
LG Lena 🙂