In Teil 1 des Reiseberichtes habe ich euch bereits über die Werkstatt-Odyssee aufgrund eines Risses in der Zylinderkopfdichtung meines Mazda E 200 erzählt. Die Probleme mit meinem Camper in Australien wollten einfach nicht enden…
Registrierung des Campers
Nach Silvester kam der nächste Schock. Ein Blick in die Online-Datenbank des Department of Transport zeigte: die Registration (kurz: Rego) des Wagens war schon seit einigen Wochen abgelaufen! Hier hatten die beiden deutschen Backpacker mich knallhart angelogen und so fuhr ich unwissentlich ein nicht registriertes Fahrzeug. Zum Glück hatte es keiner gemerkt! Zur fälligen KFZ-Steuer kamen also noch unerwartete 200 $, um die Rego um drei Monate zu verlängern.
An einem besonders heißen Januartag ließ sich dann plötzlich die Fensterscheibe der Fahrertür nicht mehr hochkurbeln. Als es abends auch noch anfing zu regnen, zweifelte ich ernsthaft an meinem Glück. Am nächsten Morgen, nachdem ich die nassen Polster mit Handtüchern ausstaffiert hatte, schloss es jedoch wieder völlig problemlos. Ein Rätsel.
Ohne Vorwarnung versagte irgendwann das Türschloss auf der Beifahrerseite. Zum Entriegeln der Tür musste ich von nun an die hintere Schiebetür aufschließen, nach vorne greifen und dann das Knöpfchen hochziehen. Nun, solange weiter nichts mehr passierte …
Abschleppen in Australien
Ich hätte es besser wissen sollen. Aber ich hatte mir schließlich einen Van gekauft, um unabhängig zu sein, nicht um mich durch ebendiesen einschränken zu lassen. Und ich wollte zum Mount Tamborine, einem schönen, grünen Naturparadies im Herzen Queenslands. Bei der Berg- und Talfahrt ließ die Ernüchterung nicht lange auf sich warten. Immer steiler wurden die Steigungen, und Ragnar immer langsamer. Ich drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch, doch schließlich ging nichts mehr. Wir hingen am Berg und ich musste den Wagen mitten auf der Straße unter lautem Gehupe wenden und umkehren.
Über Nacht gönnte ich ihm Ruhe, in der Hoffnung auf Besserung. Die ebene Straße Richtung Surfers Paradise meisterte er am Folgetag ohne Probleme. Doch an einer Kreuzung ging er bei Rot einfach aus – und nicht wieder an! Da stand ich nun, am Rand einer vielbefahrenen Straße und wartete auf den AAA, den australischen ADAC. Nach zwei Stunden Wartezeit in der prallen Sonne wurde Ragnar auf den Abschleppwagen geladen und in einer Seitenstraße von Surfers abgestellt. Der Mechaniker gab mir den wohlmeinenden Rat, ihn zum Schrottpreis zu verkaufen. Ein vernichtendes Urteil von einer kompetenten Person.
Doch nach all den investierten Dollars und Nerven wollte ich mich nicht geschlagen geben. Ich inserierte auf einem Online-Portal für Handwerker und bekam einige Angebote zum Austausch der Zylinderkopfdichtung. Die Preise schwankten, lagen jedoch wie befürchtet alle im vierstelligen Bereich. Eine Woche später ein Anruf: ein Mechaniker sprach von einem neuen Supermittel, mit dem er bisher jeden Riss geflickt hätte – mit 300 $ vergleichsweise teuer, ohne Gewähr, aber seine Kunden seien begeistert. Aller guten Dinge sind drei, dachte ich – ich hatte nichts zu verlieren. Nach einer Überführungsfahrt mit einem weiteren Abschleppwagen und einem Tag in der Werkstatt dann der Anruf: der Van ist fertig!
Ende gut, alles gut?
Der Mechaniker hatte gute Arbeit geleistet. Das Mittel schien gewirkt zu haben und er hatte sogar noch weitere Mängel behoben, u. a. auch die Probleme beim Starten des Wagens. Ich drehte den Zündschlüssel – Ragnar sprang schneller an als je zuvor und schnurrte wie ein Kätzchen!
Ich war zufrieden, traute der Sache jedoch noch nicht ganz. Einige Tage später jedoch wagte ich, optimistisch zu sein. Das Auto lief gut, der Motor wurde nicht mehr heiß. In Byron Bay ließ ich Ragnar sogar den steilen Pfad zum Leuchtturm erklimmen – kein Problem! Ich genoss die neue Sorgenfreiheit meiner letzten Wochen in Australien.
Doch zu früh gefreut: ein unvermeidbarer Abschnitt Schotterstraße ließ Wagen und Inhalt rumpeln. Als ich nach einem Strandausflug zum Van zurückkehrte, war der rechte Vorderreifen platt. Im Schritttempo schaffte ich es zur nächsten Tankstelle. Diese verwies mich an eine Autowerkstatt im selben Ort. Schnell war klar, dass der Reifen maximalen Schaden genommen hatte. Ein Komplettaustausch war nötig und schlug mit 90 $ zu Buche.
Happy End: Verkauf des Campers
Nach diesem Erlebnis, das mir nur noch ein müdes Lächeln entlockte, wurde es langsam Zeit, an die Heimreise zu denken. Trotz allem an Ragnar hängend, stellte ich ihn nur ungern auf Gumtree zum Verkauf ein. Mein Ziel war es, ihn zu einem Preis zu verkaufen, der zumindest meine Kosten decken würde.
Eine Interessentin meldete sich noch am selben Tag. Zum Besichtigungstermin brachte sie einen Mechaniker-Freund mit. Mir war es recht. Anders als die deutschen Jungs legte ich alles offen, was vorgefallen war. Der Mechaniker warf einen Blick in den Motorraum und schien zufrieden. Die Probefahrt verlief einwandfrei, selbst steile Anstiege meisterte Ragnar, als hätte er nie etwas anderes getan. So konnte ich guten Gewissens einen höheren Preis verlangen, als ich für den Van gezahlt hatte. Schließlich hatte ich einiges in das Fahrzeug investiert. Glück im Unglück: nach all den Strapazen hatte ich nicht nur die Kosten gedeckt, sondern sogar noch einen kleinen Gewinn gemacht.
So geht die Geschichte doch noch gut aus. Würde ich es noch einmal so machen? Jein. Die Zeit, Nerven und letztendlich auch das Geld, die ich investieren musste, haben meine Zeit in Australien doch sehr beeinträchtigt. Letztlich war ich immer in Sorge, einem unüberwindbaren Streckenabschnitt zu begegnen und musste meine Reiseplanung den Mängeln meines Autos anpassen. Auch die ständige Frage, ob der Van beim nächsten Start überhaupt wieder anspringt, trug nicht gerade zur Erholung bei.
Dennoch würde ich bei einer längeren Reise in Australien wieder ein Auto kaufen. Die Bewegungsfreiheit ist so einfach am größten. Und die Möglichkeit, im Van zu übernachten, zu kochen und nach dem eigenen Rhythmus zu leben, hat einen ganz eigenen Reiz.
Jedem, der den Autokauf in Australien plant, würde ich raten, lieber ein hochpreisigeres und dafür zuverlässiges Auto zu erwerben. Mit etwas Glück erhältst du den Kaufpreis beim Verkauf zurück. Stelle kritische Fragen und überprüfe die Aussagen des Verkäufers. Auch wenn Vertrauen bei hilfsbereiten Australiern durchaus von Vorteil ist – beim Autokauf ist Kontrolle definitiv besser.