Wichtig war uns, dass wir zu jeder Jahreszeit autark stehen können
– Linda und Hanjo
Linda und Hanjo haben geschafft, wovon viele nur träumen. Sie haben ihrem Toyota Hilux eine offroadfähige Wohnkabine verpasst. Genau genommen sogar schon die Zweite. Dabei entstand alles in Eigenleistung, vom Grundgerüst, dem Aufstelldach bis zum Innenausbau. Auf 1camper stellen die Beiden ihre Selbstbau-Wohnkabine vor und berichten von ihrer Nord-Russland Reise 2019. Viel Spaß beim Lesen.
Die Selbstbauer
Hallo Linda und Hanjo. Stellt euch doch mal vor, was macht ihr beruflich und in eurer Freizeit, wenn ihr nicht gerade mit eurem Pickup Camper unterwegs seid?
Beruflich gehen wir ganz verschiedene Wege. Linda ist Lehrerin und Hanjo bei der Berufsfeuerwehr. Wenn wir nicht unterwegs sind sanieren wir unser Eigenheim.
Wollt ihr uns verraten, wie ihr euch kennen gelernt habt?
Ja… das ist eine lange Geschichte. Kurz gesagt, wir haben uns unterwegs kennengelernt. Damals zu Fuß; laufend durch Deutschland. (Feuerwehrdeutschlandtour 2016)
Darum ein Hilux
Ihr habt euch eine ganz individuelle Wohnkabine für euren Toyota Hilux gebaut und bereist damit die Welt. Doch bevor wir dazu kommen, eine allgemeine Frage vorweg: was spricht in euren Augen für die Kombination aus Pickup und Wohnkabine, z.B. im Vergleich zu einem Allrad Camperbus oder reisetauglichen Defender/Wrangler?
In erster Linie gerade bei Toyota hat man eigentlich auf der ganzen Welt eine gute Ersatzteilversorgung. Toyota ist der größte Geländewagenhersteller der Welt und überall wird er gefahren.
Möchte man auch schwieriges Gelände erkunden stößt auch ein geländegängiger Campervan schnell an seine Grenzen. In Bezug auf beispielsweise einen Defender ist das Platzangebot im Cockpit doch etwas angenehmer.
…und wieso ein Toyota Hilux als Basisfahrzeug?
Toyota Hilux wer kennt sie nicht… die Folge von Top Gear mit dem ultimativen Test des Hilux?!
Das Modell gilt als sehr robust, schlägt sich gut im Gelände und unser Modell (Baujahr 2010) ist noch nicht überladen mit der ganzen modernen Technik.
So entstand die Selbstbau-Wohnkabine
Ihr habt euch nicht nur an einen individuellen Innenausbau gewagt, sondern auch gleich die komplette Wohnkabine selbst konstruiert. Könnt ihr kurz umreißen, was euch bei der Konstruktion wichtig war?
Wichtig war uns, dass man auch während der Fahrt den Eingang der Kabine im Blick hat. Außerdem wollten wir auch bei geschlossenem Dach noch angenehm sitzen können. Weiterhin sollte die Kabine von den Proportionen her gut zum Fahrzeug passen.
Ich finde eure Aufstelldach sehr clever. Viele Wohnkabinen sind hoch und schränken damit die Offroadfähigkeit ein. Durch das Aufstelldach wird die Höhe zumindest etwas reduziert. Wie habt ihr das Dach dicht bekommen?
Zwischen Kabine und Dach ist ein Zeltstoff eingearbeitet. Außerdem „überlappt“ das Dach die Außenwände ein wenig. Ebenso ist eine Dichtung vorhanden.
…und könnt ihr im Innenraum bei aufgestelltem Dach stehen?
Ja locker. Auch Hanjo mit 1,87m.
Wie geht man bei dem Bau der Kabine eigentlich vor? Ich nehme an, das Gerüst ist geschweißt und die Wände sind mit Sandwichplatten ausgekleidet?
Nein. Wir haben die Kabine aus den Sandwichplatten zusammengeklebt und dann einen Alurahmen angepasst und verklebt.
Wieviel Zeit hat euch das gekostet und wo konntet ihr die entsprechende Erfahrung für eine professionelle Umsetzung sammeln?
Bis zur kompletten Fertigstellung inkl. Innenausbau haben wir 3,5 Monate in Vollzeit gebaut.
Die Erfahrung haben wir aus dem Bau unserer ersten Wohnkabine. Dazu kommt viel handwerkliches Geschick und etwas Recherche.
Konntet ihr die „Hochzeit“ der Wohnkabine mit eurem Hilux selbst durchführen oder hattet ihr dabei Unterstützung durch Dritte?
Die Hochzeit fand schon mit der Leerkabine statt. Mit sechs Mann haben wir sie dann einfach draufgesetzt. Hätte das nicht funktioniert wäre einfach unser Unimog mit Ladekran zum Einsatz gekommen.
Roomtour durch die Wohnkabine
Kommen wir mal zum Innenausbau: was war euch hierbei wichtig? Was habt ihr alles eingebaut, was bewusst weggelassen?
Wichtig war uns, dass wir zu jeder Jahreszeit autark stehen können, da wir die Kabine ganzjährig nutzen. Daher war eine Luftstandheizung obligatorisch. Gerade für den Winter brauchen wir eine große Kapazität der Batterien. 150Ah liefern unsere beiden Versorgerbatterien welche vom Motor oder durch Solar gespeist werden. Ansonsten ist noch unser Wasserfiltersystem wichtig. Da wir häufig auch in Regionen ohne gesicherter Trinkwasserversorgung unterwegs sind. Das Filtersystem läuft über mehrere Stufen u.a. mit Aktivkohle. Auch unser Hochschrank für Kleidung war uns wichtig, dass man nicht immer wühlen muss.
Bewusst weggelassen haben wir eine Toilette (PortaPotti o.ä.). Wir stehen immer soweit im Grünen, dass das für uns nicht erforderlich ist. Und auf Campingplätzen gibt es ja sowieso eine Toilette. Außerdem hat man in fernen Ländern das Problem mit der Entsorgung. Bei Chemietoiletten kommt auch noch hinzu, dass die Chemikalien ab Temperaturen von ca. 40C nicht mehr ausreichend arbeiten. Und dann… stinkt’s mächtig…
Welches Material habt ihr für die Möbel verwendet?
Balsasperrholz 10mm mit beidseitiger HPL Beschichtung. Dieses Holz wird normalerweise im Modellbau verwendet und ist besonders leicht. In Kombination mit der HPL Beschichtung ist es perfekt für den Ausbau.
„Ein Lux auf Reisen“
Erzählt doch mal ein bisschen über eure Russland Tour dieses Jahr. Wie sah eure Route aus? Welches Erlebnis hat euch am meisten geprägt?
Über Polen und das Baltikum (inkl. Kaliningrad) sind wir nach Russland gereist. Über St. Petersburg und Petrozavodsk sind wir zur Kola Halbinsel gefahren. In der Nähe von Umba waren wir am Weissenmeer und von dort ging es an die Barentssee in Teriberka. Über Murmansk fuhren wir nach Norwegen zum Nordkapp. Der Rückweg führte uns einmal von Nord nach Süd durch Finnland. Von Helsinki aus sind wir mit der Fähre zurück nach Deutschland gefahren.
Sehr beeindruckend fanden wir bspw. Nickel in Russland. Dort wird tatsächlich Nickel abgebaut. Die ganze Stadt stinkt, man sieht wie schmutzig die Luft ist. Alle Bäume in einem Umkreis von ca. 20km sind abgestorben. Die Einwohner werden max. 50 Jahre alt. Außerdem hat uns auch der allgemein achtlose Umgang mit der Natur der Russen erschreckt. Es ist nicht so unheimlich weit entfernt und man hat den Eindruck, dass dort noch niemand etwas von Umweltschutz gehört hat.
Hat sich die Wohnkabine auf der Reise bewährt? Plant ihr noch Änderungen?
Die Wohnakabine hat alles mit Bravur gemeistert. Uns sind keine „Mängel“ aufgefallen, sodass es auch keine Änderungen geben wird.
Welche Touren stehen denn für die kommenden Monate bei euch auf dem Programm?
Im Oktober geht es ein paar Tage nach Belgien und dann zum Skifahren nach Österreich. Auch im Winter wird es vermutlich in die Berge und auf die Bretter gehen.
Unter dem Pseudonym „Ein Lux auf Reisen“ sind Linda und Hanjo auch in den digitalen (und sozialen) Medien aktiv. Wer weitere Informationen zum Hilux oder der Selbstbau-Wohnkabine sucht, der soll sich einfach mal reinklicken auf einluxaufreisen.de. Ein sehr guter Startpunkt für weitere Recherchen 🙂
Das Interview führte Clemens von 1camper. Die Bilder wurden freundlicherweise von Linda und Hanjo zur Verfügung gestellt.
Hallo zusammen .. glückwunsch zum hilux camper .. ..ich habe auch ein hilux . Jg .1987. Einzelkabine mit langer brücke .. bin auch dran an einer absetzkabine .. ich baue sie mit siebdruckplatten .. ecken verleimt , verschraubt und mit riffelwinkelblech eingefasst ..