Mittlerweile haben wir unseren 1. Ausbau fast komplett rausgerissen und kommen zum Ausbau Nummer 2.
– Katrin und Sascha
Camperausbau ist inzwischen Mainstream. Nicht überzeugt? Na, dann schaue doch mal bei Instagram, wer sich alles an den Busumbau wagt und dazu Story über Story produziert. Wer aus der Masse hervorstechen möchte, der muss sich schon was einfallen lassen – entweder in Bezug auf das Umbaukonzept oder einfach aufgrund der eigenen Persönlichkeit.
Katrin und Sascha haben so einiges Besonderes zu bieten: sie bauen aktuell ihren Ford Transit bereits zum zweiten Mal zum Camper um und haben zudem über ihre Tattoos ihren Weg gefunden, sich ganz persönlich auszudrücken. Beides kombinieren sie in ihrem Social Media Account tattooed_vanlife. 1camper durfte das sympathische Paar aus Mittelfranken interviewen…
--- Kurz und knapp in Zahlen... so alt sind wir beide zusammengerechnet: 69 Jahre so lange kennen wir uns schon: 16 Monate so lange campen wir bereits gemeinsam: ca. 1 Jahr so lange besitzen wir unseren derzeitigen Bus: seit Mitte Februar 2019 so alt ist unsere Französische Bulldogge Chilly: knapp 6 Jahre Unser Bus im Steckbrief... Marke, Modell und Motorisierung: Ford Transit, 2.4 L, 140 PS Baujahr: 2008 KM-Stand: 105.398 ---
Tattoos und Abenteuer: Das sind unsere Protagonisten
Katrin und Sascha, ihr betreibt auf Instagram den Account tattooed_vanlife. Eure Tattooes sind auf den Fotos nicht zu übersehen. Was bedeuten die Tattoos für euch und welche Verbindung haben sie mit dem „Vanlife“ Lifestyle?
Das ist ganz unterschiedlich. Manche unserer Tattoos haben eine sehr persönliche Bedeutung und spiegeln ein Stück von unserem Leben wieder, andere haben wir einfach nur, weil uns das Motive gefallen hat oder weil dort gerade Platz dafür war. Bevor wir uns kennengelernt haben, war Sascha eigentlich schon drauf und dran, nach Spanien auszuwandern. Er wollte unter anderem in (s)einem Bus tätowieren oder mit einem Bus von Studio zu Studio reisen und überall da eine Weile bleiben, wo es ihm gefällt. So kamen wir dann auch auf unseren Instagramnamen, denn er verbindet unsere Tattoos mit dem Vanlife.
Erzählt doch mal ein bisschen über euch. Wo kommt ihr her und was macht ihr so in eurer Freizeit, wenn ihr nicht mit dem Campervan unterwegs seid?
Ich, Katrin, bin eigentlich ein hessisches Mädel, bin aber mit meiner Familie Ende 1998 in’s schöne Mittelfranken, in die Nähe von Nürnberg, gezogen. Mein Geld verdiene ich im Moment noch als Serviceassistenz in einem Ford Autohaus, gehe aber im Dezember in Mutterschutz. Vor meiner Schwangerschaft bin ich gerne mit meiner KTM unterwegs gewesen und im Winter hat man mich auf der Piste beim Snowboarden angetroffen. Ich, Sascha, komme aus Thüringen, besser gesagt Weimar und bin der Liebe wegen in Mittelfranken gelandet 🙂 In meinem Berufsleben darf ich Leute für Geld quälen: ich bin Tätowierer und liebe es. Wenn wir nicht am Bus arbeiten, springe ich mit meinem Fahrrad durch die Gegend. Früher bin ich auch noch mit dem Snowboard unterwegs gewesen, aber nach einem schweren Fahrradunfall vor einigen Jahren geht das nicht mehr.
Vom Bus zum Camper: Die Verwandlung des Ford Transits
Ihr habt einen Ford Transit vom regulären Bus zum Camper umgebaut. Wie seid ihr zu dem Projekt gekommen? Gab es einen speziellen Anlass?
Wie schon erwähnt, wollte Sascha ja schon immer mit einem umgebauten Bus durch die Welt reisen, denn er liebt die Unabhängigkeit und das Abenteuer. Noch bevor wir uns kennengelernt haben, hat mich (Katrin) mein Arbeitskollege mit dem Thema „Vanlife“ und Ausbau in Verbindung gebracht. Dann haben Sascha und ich nach ein paar Monaten über das Thema gesprochen und relativ schnell war klar: das wollen wir auch machen. Also gesagt getan! Viiiiiiiel recherchiert und dann monatelang ein passendes Fahrzeug gesucht.
Der Ford Transit ist in der Vanlife Community wohl nicht das häufigste Fahrzeug. Wieso habt ihr euch ausgerechnet für diesen Bus entschieden?
Katrin arbeitet ja in einem Ford Autohaus und hat daher die nötigen Mechaniker an der Hand und natürlich auch einen verdammt guten Draht zu Ersatzteilen. Außerdem konnte sie durch die jahrelange Erfahrung im Service und nach diversen Gesprächen mit den „Altgesellen und -meistern“ auch bestimmte Motorisierungen ausschließen, was die Anfälligkeit für z. B. Motorschäden angeht. Zudem hatte sie den baugleichen Transit als Werksfahrzeug vor Ort und wir konnten uns das Innere genau ansehen, um die Platzverhältnisse abzuchecken.
Hat euer umgebauter Bus eigentlich einen Namen?
Nein, leider immer noch nicht. Aber das kommt bestimmt noch irgendwann 🙂
Zweimal hält besser: Der zweite Ausbau für den Transit
Kommen wir zum Ausbau des Transits. Wir habe ihr den Innenraum aufgeteilt? Wo ist bei euch Bett und Küche?
Mittlerweile haben wir unseren 1. Ausbau ja fast wieder komplett rausgerissen und kommen jetzt zu Ausbau No. II 🙂 Das Bett wird jetzt ein festes Bett, das nicht zur Sitzecke oder Ähnlichem umgebaut werden kann. Es befindet sich aber weiterhin im hintersten Teil und wir schlafen quer. Wir sind zwar beide gut 1,80 m groß, aber in der Praxis hat sich gezeigt, dass man eh nie komplett gerade schläft, wie ein Dachlatte, sondern mit leicht angewinkelten Beinen oder halt eben ein bisschen schräg, wenn man sich wirklich mal komplett ausstrecken will. Unsere 1. Küche war längs, hinter dem Fahrersitz. Die neue Küche kommt jetzt allerdings genau gegenüber an die Schiebetür, dann können wir auch draußen stehen und kochen.
Habt ihr sanitäre Einrichtungen verbaut? Wenn ja, ist euer Frisch- und Grauwassertank untergestellt?
Wir haben kein Bad oder gar eine Dusche eingebaut. Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, denn viele Camper haben ihre Dusche nur zum Trocknen von nasser Kleidung genutzt. Auch das Abdichten bzw. die Feuchtigkeit im Bus kann auf Dauer zum Problem werden. Daher haben wir eine Solardusche für Draußen oder im Zweifel einen Wascheimer. Unsere Toilette ist derzeit ein Porta Potti. Ob wir das auf Dauer behalten müssen wir gucken, denn wenn es halbvoll ist, ist es schon sehr unhandlich aus dem Bus zu hieven. Unter der Küche haben wir 2×19 L Kanister, jeweils einen für Frisch- und einen für Grauwasser. Sollte uns das Wasser ausgehen, haben wir noch einen 2. Frischwasserkanister mit 20 L im Kofferraum.
Wie lange hat der Ausbau insgesamt gedauert?
Also der 1. Ausbau hat ca. 5 Monate gedauert. Der 2. verbesserte Ausbau muss Ende September fertig sein, wir wollen über den 3. Oktober wieder auf Tour.
Tattooed Vanlife: Ford Transit auf Reisen mit Sack und Pack
Was ist euer Fazit nach der ersten Reise mit dem Transit, haben sich eure Erwartungen erfüllt? Womit seid ihr besonders zufrieden und was würdet ihr gerne noch ändern?
Die erste Reise ging ja bereits im April nach Italien, damals noch ohne Küche, aber immerhin schon mit Bett und Stauraum. Nach der großen Spanien-Reise haben wir jetzt das Bett, die Küche, die Kühlbox und einen Teil des Stauraums wieder entfernt. Da wir im Januar Nachwuchs bekommen, haben wir noch mal ein bisschen umgeplant. Besonders zufrieden sind wir mit dem Stauraum, vor allem die Hängeschränke hat Sascha echt super hinbekommen!
Eure Französische Bulldogge Chilly begleitet euch auf euren Reisen mit dem Campervan. Ihr ward mit ihr unter anderem in Marokko. Welche Erfahrung habt ihr bei der Ein- und Ausreise gemacht? Was gibt es für Hundebesitzer mit Reiseziel Marokko zu beachten?
Wir sind dann doch nicht nach Marokko gefahren. Wir haben in Tarifa ein junges Vanlife-Paar kennengelernt, dass uns dann von einem Tagestrip nach Tanger abgeraten hat. An einem Tag könne man nur die Hafenstadt sehen und das würde uns ein falsches Bild von Marokko geben. Zudem war es doch recht heiß und das hat meinem schwangeren Kreislauf sehr zu schaffen gemacht. Nach einem Besuch in Cadiz stand unsere Entscheidung dann entgültig fest, weil Chilly unter den vielen Menschen in der Hitze auch gelitten hat. Aber wir hatten soweit alles fertig, um uns ein Ticket für die Fähre nach Marokko zu kaufen.
Grundsätzlich ist die Einreise nach Marokko nicht das Problem, sondern die Wiedereinreise in die EU. Marokko ist ein nichtgelistetes Drittland und dort ist Tollwut noch recht verbreitet. Also ist es wichtig, dass der Hund genügend Tollwutantikörper hat. Das kann der Tierarzt bzw. eine Tierklinik aber im Voraus abklären, der Test hat uns 120,- € gekostet und die Ergebnisse, die nur ein zertifiziertes Labor bestimmten kann, waren nach 7 Tagen da. Mit diesem „Beweis“ und Chillys Heimtierausweis sind wir dann in Tarifa in die Tierklinik, dort hat eine sehr nette Tierärztin Chilly untersucht und ihr die Reisefähigkeit im Impfpass bestätigt. Wie es dann genau weitergegangen wäre, können wir leider nicht sagen. Aber wer uns bei der ganzen Planung auch massig geholfen hat, dass waren Dominik und Imke von „8feetonwheels“, die waren nämlich schon mit ihren Hunden Max und Mubera in Marokko.
Glamping vs. Camping: Der persönliche „Vanlife“ Stil
Camping kann ja sehr verschiedenen Facetten haben. Manche bevorzugen das luxeriöse „Glamping“, andere wieder eher ein spartanisches Camping. Was ihr euer persönlicher Camping Lebensstil? Steht ihr gerne frei abseits von Campingplätzen?
Wir lieben es, unabhängig zu sein und da bleiben zu können, wo es uns gerade gefällt. Das ist ja mit unserem Ausbau (Wasservorräte und Solarpanels) auch problemlos möglich, von daher stehen wir die meiste Zeit frei. Allerdings fahren wir zwischendurch auch immer wieder für eine oder mehr Nächte einen Campingplatz an, einfach um alle Reserven aufzufüllen und mal wieder ausgiebig duschen zu können.
Zum Abschluss noch die obligatorische Frage nach euren Reisepläne für das 2. Halbjahr 2019, was habt ihr noch so vor mit eurem Campervan?
Wenn unser 2. Ausbau rechtzeitig fertig wird, wollen wir über den 3. Oktober an die Ostsee und dann evtl. schon im Dezember nach Marokko, dieses mal aber mit dem Transit – ob das allerdings alles so klappt, wird die Schwangerschaft zeigten, denn der Geburtstermin ist am 23.01.2020 und das heißt, ich bin im Dezember schon mächtig am kugeln 😉
Das Interview führte Clemens von 1camper. Die Bilder wurden freundlicherweise von Katrin und Sascha zur Verfügung gestellt.
