Wenn du dein Camper oder Wohnmobil mit einem 230V & 12V Stromnetz ausstatten willst, musst du beim Einbau einiges beachten. Auch gibt es die ein oder andere vorgeschriebene Regel und Vorschrift, die du erfüllen musst. Gerade beim eigenständigen Ausbau solltest du deshalb genau informiert sein, um Fehler und Gefahren zu vermeiden. Im späteren Betrieb sorgen die Richtlinien außerdem für die nötige Sicherheit.
Damit du es dir ohne Probleme auch abends im Camper mit dezentem Licht gemütlich machen kannst und die Akkus von Laptop und Handy mit Strom gespeist werden können, habe ich deshalb eine kleine Checkliste mit Hinweisen und Vorschriften für dich erstellt.
Die Einspeisung von 230V
Die Einspeisung auf dem Campingplatz, sogenannter Landstrom, darf ausschließlich über eine CEE Steckverbindung erfolgen, da diese verpolungssicher ist. Für die Verlängerung vom Steckplatz zum eigenen Camper muss außerdem mindestens eine Gummileitung (H07RN-F) mit 2,5mm2 eingesetzt werden.
Das 230V Netz solltest du außerdem innerhalb der ersten 2 Meter Leitung im Inneren des Campers mit einem geeigneten FI/LS-Schutzschalter absichern. Dieser überwacht den Stromfluss und schaltet bei Überlast oder Abweichungen sofort ab bevor Menschen zu Schaden kommen können.
Kabelverlegung innerhalb des Campers
- Auch innerhalb müssen alle Kabel flexibel sein. Starre Leitungen sind wegen der Vibration nicht zulässig. Es muss deshalb auch hier mit einer Gummileitung (min. H07RN-F) und 1,5mm2 Querschnitt gearbeitet werden. Ich würde allerdings empfehlen überall 2,5mm2 zu verwenden. Sicher ist sicher.
- 12V und 230V Kabel dürfen nicht im gleichen Kanal geführt werden. Die Leitungen müssen durch einen Steg getrennt sein.
- Bei Durchbrüchen oder ähnlichem müssen geeignete Kabeldurchführungen verwendet werden, um Beschädigungen zu vermeiden. Insbesondere bei Blech- oder Kunstoffdurchbrüchen.
- Im Gaskasten haben Stromleitungen nichts verloren. Beachte, dass hier keine Kabel durchgeführt werden dürfen.
- Die Adern der 230V müssen mit Aderendhülsen geschützt werden. Verbindungen und Verteilungen dürfen nur in geeigneten Verteilerdosen vorgenommen werden. Löten oder sonstige Verbindungen sind nicht zulässig.
- Tu dir selbst den Gefallen und verwende eindeutige Farben für die einzelnen Adern. Das erleichtert nicht nur die Zuordnung, sondern auch die Fehlersuche.
12V Netz – Auslegung von Kabelquerschnitt und Sicherung
Bevor du anfängst zu planen, solltest du dir als Erstes Gedanken machen, welche Verbraucher du im Camper mit Strom versorgen möchtest. Mit diesen Werten musst du nämlich den notwendigen Kabelquerschnitt berechnen, um die erforderliche Stromstärke zu leiten. Der Stromstärke entsprechend musst du auch die Leitungen absichern. Berechnungsgrundlagen und passende Tabellen spuckt dir die große Suchmaschine aus. Beachte dabei, dass der Spannungsabfall im Kabel geringer wird, je größer der Querschnitt des Kabels ist. Wähle im Zweifelsfall deshalb lieber einen größeren Querschnitt.
12V Netz – Zweite Batterie als Stromspeicher
Das Herzstück deines 12V Ausbaus bildet eine zweite Batterie im Fahrzeug. Auch hier musst du dir vorher überlegen, wie viele Verbraucher mit welcher Leistung du an Board hast. Natürlich auch, wie lange du diese mit Strom versorgen musst und bei welchen Temperaturen du unterwegs bist. Bei niedrigen Temperaturen, insbesondere unter Null, steht oft nur die Hälfte der Batteriekapazität zur Verfügung. Auch hierzu findest du Berechnungsgrundlagen im Netz.
Hinweise zur Zweitbatterie
- Die zusätzliche Versorgerbatterie solltest du unbedingt über ein Trennrelais anschließen. Das sorgt, wie der Name schon sagt dafür, dass Starterbatterie und Zweitbatterie voneinander getrennt sind. So stellst du sicher, dass im Stand kein Strom von der Starterbatterie entnommen wird. Das würde nämlich im schlimmsten Fall dazu führen, dass dein Camper kein Saft mehr zum Starten hat. Das Trennrelais sorgt zusätzlich dafür, dass die Versorgerbatterie während der Fahrt automatisch durch die Lichtmaschine geladen wird.
- Damit auch bei längeren Standzeiten die Nachladung der Batterie gewährleistet werden kann, solltest du zusätzliche Maßnahmen treffen. Hier gilt es zu unterscheiden, ob du häufig auf dem Campingplatz stehst oder lieber ganz in der Natur. Auf dem Campingplatz kannst du die Batterie bequem über das 230V Netz und ein Automatikladegerät mit frischem Strom versorgen. Außerhalb des Platzes und je nach Strombedarf kannst du ein Solarmodul zur Nachladung einsetzen. Bei der Dimensionierung, egal ob Solarzelle oder Ladegerät, solltest du zudem beachten, wie viel Strom du der Batterie entnimmst. Logischerweise musst du durch das Ladegerät genauso viel auch wieder zuführen.
- Da im 12V Netz üblicherweise hohe Ströme fließen, sichere am besten alle Verbraucher über einen Sicherungsblock einzeln ab.
Ich hoffe dir hiermit einen guten Überblick über die Vorgaben und hilfreiche Tipps zur Stromversorgung im Camper gegeben zu haben. Beachte bitte, dass dieser Artikel keineswegs eine Anleitung für den Ausbau eines Stromnetzes darstellt und keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Er beschreibt die wichtigsten Richtlinien und ganz allgemeine Hinweise zum Ausbau. Grundlegende Kenntnisse und oder die Rücksprache mit einem Elektriker sind unerlässlich.