Ein Elternteil arbeitet meist am Vormittag und nachmittags ist Familienzeit angesagt.

– Josefine und Kai

Vanlife mit Kindern ist vermutlich die Königsdisziplin des Campings. Viele Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen tummeln sich an einem kleinen Ort – die Kindern wollen bespaßt werden, die Eltern müssen ihren Jobs nachgehen. Josefine und Kai meistern die Herausforderung als Vanlife Familie schon seit mehreren Jahren und haben es zudem geschafft, sich ein reisetaugliches Einkommen aufzubauen. Im Interview mit 1camper berichten sie über ihre persönlichen Erfahrungen und ihr neues Projekt, dem „van friends“ Camper Freundebuch.

Liebe Josefine, lieber Kai, ihr reist mit euren beiden Kindern im Wohnmobil durch Europa. Mit im Gepäck ist immer auch eure Katze Pelle. Bevor wir zu euren gemeinsamen Abenteuern auf Rädern kommen, erzählt uns doch erst einmal, wo kommt ihr her und wie habt ihr euch kennengelernt?

Hallo liebe Leserinnen und Leser.

Wir kommen beide aus dem Rheinland und wohnten viele Jahre zwischen Köln und Düsseldorf.

Erstmals haben wir uns auf einer buddhistischen Segnungsfeier getroffen, zu der unsere Kollegen uns eingeladen hatten. Die Teilnahme an diesem besonderen Ereignis war äußerst angenehm. Neben dem Erforschen der Kultur und ihrer Traditionen haben wir beide auch einander kennengelernt.

War für euch von Beginn an klar, dass euer gemeinsamer Weg im Reisen bestehen wird? Was fasziniert euch so am Leben im Wohnmobil?

Vor unserer gemeinsamen Zeit waren wir beide sehr reisefreudig und im Zuge unserer ersten Elternzeitreise haben wir gemeinsam mit einem Kind Südafrika erkundet. In verschiedenen Unterkünften haben wir dabei gemerkt, dass uns der regelmäßige Ortswechsel Freude bereitet, aber für unser Kind ganz schön anstrengend sein kann. Immer wieder eine neue Umgebung, das fällt den Kleinen oft schwer sich daran zu gewöhnen. So sind wir mit dem zweiten Kind zum Reisen im Wohnmobil gekommen.

In welchem Reisemobil seid ihr unterwegs und was hat euch davon überzeugt, dass dieses Fahrzeug genau das richtige für eure Familienabenteuer ist?

Wir reisen mit einer klassischen weißen Ware, mit einem Alkoven.

Die Kids haben hinten ihre gewohnte Spielumgebung und am Abend wird das Kinderzimmer zu ihrem Schlafzimmer umgewandelt. Mit dieser Aufteilung haben wir alle genug Platz und auch ein bisschen Raum um uns ab und zu zurückzuziehen. Für die Kids ist es entspannt, so ihr zu Hause an allen fernen Orten auf der Welt immer mit dabei zu haben.

In welchem Land und an welchem Ort treffen wir euch gerade an?

Wir sind gerade aus der Türkei nach Griechenland eingereist. In diesem Land waren wir schon ein paar mal und haben uns wirklich in Land und Leute verliebt. Das Meer ist traumhaft schön und die kulinarischen Köstlichkeiten sind genau nach unserem Geschmack.

Eure zwei Kinder und die Katze Pelle sind fester Bestandteil der Crew. Wie gestaltet sich ein „typischer“ Alltag im Wohnmobil mit zwei kleinen Kindern und einem weiteren Haustier?

Der Kater wird früh morgens aus dem „Haus“ gelassen. Er erkundet auf eigene Faust die Gegend. Die Welt ist mittlerweile sein Zuhause. Vor 2 Jahren ist der Kleine auf einem Campingplatz hier in Griechenland in unser Wohnmobil gehüpft, da war er gerade mal ein paar Wochen alt. Sie wollten ihn vor Ort ertränken, da er den Winter eh nicht überleben würde dort und das wäre nicht so qualvoll wie zu verhungern. Wir waren geschockt, das haben wir einfach nicht übers Herz bringen können ihn da seinem Schicksal zu überlassen und so haben wir ihn dann kurzerhand mitgenommen. Seitdem weicht er nicht mehr von unserer Seite.

Ein typischer Alltag im Wohnmobil ist schwer zu beschreiben, da jeden Tag andere Dinge anfallen. Sei es ein Stellplatz Wechsel, die Versorgungsmöglichkeit, Wäsche waschen oder einkaufen. Das kann mit zwei Kleinkindern schonmal gut und gerne einen ganzen Tag in Anspruch nehmen.

Mit den Kids frühstücken wir gemeinsam am Morgen und gehen in den Sommermonaten gerne an den Strand. Die Kleinen lieben es, im Sand zu buddeln. Ein Elternteil arbeitet meist am Vormittag und nachmittags ist Familienzeit angesagt. Da erkunden wir gerne neue Spielplätze oder schlendern an der Promenade entlang.

Die Kids gehen abends recht früh ins Bett und so haben wir ab 19 Uhr Pärchenzeit. Meist arbeiten wir dann nochmal ein zwei Stündchen gemeinsam.

Am Abend überlegen wir auch wohin die Reise weiter gehen soll, suchen Stellplätze raus und schmieden neue Pläne.

Wollt ihr uns von einer Situation erzählen, die euch in dem begrenzten Raum an eure persönliche Grenze gebracht hat und wie ihr damit umgegangen seid?

Wir kommen ehrlich gesagt immer mal wieder an unsere Grenzen auf so kleinem Raum. Und müssen gerade genau überlegen, welche Situation wir am liebsten mit euch teilen. Aber da fällt uns ein, wir hatten mal eine Woche Dauerregen. Diese Zeit hat uns echt aus der Balance gebracht und wir haben kurzerhand die Fähre genommen und sind von Griechenland nach Italien rüber gesetzt, wo dann wieder die Sonne schien. Da war die Welt dann auch direkt wieder in Ordnung.

Gibt es Dinge über das Vanlife mit Kindern, von denen ihr euch wünscht, ihr hättet sie früher gewusst?

Wir hätten gerne früher gewusst, dass man unterwegs so viele Dinge einfach nicht braucht. Für uns ist weniger mehr. Wir misten regelmäßig aus und versuchen uns nicht von den zahlreichen Souvenirläden in den verschiedensten Ländern verlocken zu lassen.

Was sind denn eure zwei favorisierten Orte für einen Wohnmobilurlaub mit Kindern, die ihr in Europa bereits erkunden durftet?

Unsere absolute Lieblingsdestination ist Südspanien. Da ist’s einfach herrlich angenehm, auch in den Wintermonaten. Das Land ist sehr Camper freundlich und gerade die Gegend rund um Málaga hat es uns angetan. Total gerne waren wir auch in Schweden unterwegs, hier hat es uns am meisten an den Seen gefallen. Der Vänernsee ist traumhaft schön.

Reisen und Kinder kosten Geld. Nun spricht man in Deutschland immer noch ungern über Finanzen. Ich wage trotzdem die Frage aller Fragen: Wie läuft das finanziell bei euch, wie sichert ihr euren Lebensunterhalt?

Wir arbeiten online und führen eine Webagentur von unterwegs aus. Zusätzlich generieren wir Einnahmen mit unseren Herzensprojekten wie beispielsweise dem Freundebuch und schon bald erscheint noch ein weiteres Produkt für Camping Liebhaber, auf dass wir uns bereits jetzt schon freuen. Mit Investments im Aktien und Kryptobereich haben wir uns zudem ein monatliches passives Einkommen aufgebaut.

Gibt es eurer Erfahrung nach ein Mindestbudget, das ich monatlich zur Verfügung haben sollte, um ein Leben „on Tour“ finanzieren zu können?

Das ist schwer da eine genaue Hausnummer zu nennen, denn die einen gehen gerne Essen oder geben mehr Geld für Unternehmungen aus, andere haben wiederum einen bestimmten Ernährungsstil, der je nach Land mehr oder weniger kosten kann. Aber ca. 2.000 € sollte man schon einkalkulieren, so ist unsere Erfahrung.

In Kürze veröffentlicht ihr ein Vanfriends Camper Freundebuch – ein gebundenes Buch, in dem sich neue und alte Bekanntschaften verewigen können. Erzählt uns doch ein bisschen, wie ihr auf die Idee gekommen seid und was das Freundebuch von euch ausmacht.

Während unserer Reisen sind uns viele großartige Menschen begegnet, und im Laufe der Zeit sind die Erinnerungen ein wenig verblasst. Schon länger hegen wir den Wunsch, diese Erlebnisse festzuhalten. So kam uns die Idee, ein Freundebuch zu erstellen, das für Menschen jeden Alters geeignet ist und zugleich als Gesprächsstarter dienen kann. In der heutigen Zeit dreht sich oft alles nur um Social Media, und es bleibt wenig Raum für echte Vernetzung. Daher haben wir uns für eine Rückkehr zum Analogen entschieden.

Unser Buch umfasst mehr als 100 Seiten und bietet zahlreiche interaktive Seiten, die für Spielspaß sorgen. Auch internationale Bekanntschaften finden darin ihren Platz, denn wir haben einige Seiten ins Englische übersetzt. Wir hoffen, dass das Buch euch genauso gut gefällt wie uns!

Hinweis der Redaktion: Weitere Informationen zum Vanfriends Camper Freundebuch findet ihr auf der Webseite https://www.van-friends.com

Nun seid ihr schon seit 2020 auf Achse. Ist bereits absehbar, ob ihr irgendwann das Wohnmobil und Nomadenleben gegen einen festen Wohnsitz eintauschen werdet?

Ja, wir haben mittlerweile echt viele Länder bereist und sehnen uns schon ab und an mal nach einem Ort zum Ankommen. Wir denken, im nächsten Jahr wird es so weit sein, dass wir uns eine Basis schaffen, die sich für alle Familienmitglieder gut anfühlt.

Bevor wir uns verabschieden, noch ein Blick auf das Jahresende: Wo plant ihr, euer Weihnachten 2023 zu verbringen?

Die Kinder haben den Wunsch geäußert, gerne Weihnachten bei der Familie in Deutschland zu verbringen und den Wunsch möchten wir ihnen erfüllen und freuen uns schon sehr auf die gemeinsame Familienzeit.

Das Interview führte Clemens von 1camper. Die Bilder wurden freundlicherweise von Josefine und Kai zur Verfügung gestellt.