Die Suche nach einem günstigen Wohnwagen führte mich zu einer interessanten Alternative: dem Wohnwagen Eigenbau auf Basis eines Kofferanhängers. Ein wenig handwerkliches Geschick, die richtigen Werkzeuge und natürlich ausreichend Zeit – das sind die Voraussetzungen, die du mitbringen musst. 

Ich lese immer wieder viel und gerne über Wohnausbauten von Klassikern, wie dem Land Rover Defender oder VW T3 Syncro. Trotz tausenden Stunden Eigenleistung, die in solche Projekte fließen, liegt der Budgetbedarf im mittleren 5-stelligen Bereich. Um nur ein paar Kosten- und Zeitfaktoren zu nennen: Komplettüberholung des Motors, Standstrahlen der Kassorie mit anschließender Versiegelung zur Rostvorsorge, Einbau eines Hubdachs, Überrollkäfig (v.a. beim Defender) uvm.

Geht das nicht auch günstiger und mit etwas weniger Zeiteinsatz? Meine Suche führte mich zu einer innovativen Idee: wieso nicht einen Transportanhänger zu einem Wohnanhänger umbauen? Und siehe da, es gibt tatsächlich schon einige vollendete Projekte eines Wohnwagen Eigenbaus.

Der Kofferanhänger ist die perfekte Basis für den Eigenausbau

Ein Kofferanhänger ist in erster Linie ein Vehikel zum Transport schwerer Ladung. Seinen Namen erhielt der Anhänger durch die stabile und rundherum geschlossene Bauweise. Als Material kommen in der Regel Sandwichplatten zum Einsatz.

Letztes ist der Grund, weshalb sich Kofferanhänger so gut für den Eigenausbau eignen:

  1. Die geschlossene Konstruktion ist eine hervorragende Basis für den Wohnwagen. Schließlich spare ich mir dadurch zumindest das Konstruieren der Außenwände.
  2. Sandwichplatten sind aus Holz. Holz lässt sich bekanntlich gut weiterverarbeiten. Die Werkzeuge dafür haben viele Bastler bereits in der eigenen Werkstatt vorliegen. Das reduziert die Anfangsinvestition.

Ideale Voraussetzungen also, um aus einem Kofferranhänger einen Wohnanhänger zu zaubern. Natürlich lässt sich auch günstiger starten. Eine Möglichkeit wäre, den Koffer selbst zu bauen. Allerdings würde mich das vor größere Herausforderungen stellen, da ich die Sandwichplatten aufgrund der Größe selbst nicht zuschneiden könnte. Ich bin mir auch unsicher, wie die Stabilität der Gesamtkonstruktion sicherzustellen wäre. Aber das könnte man sich notfalls noch anlesen.

Der komplette Eigenbau ist in meinen Augen nicht wirklich sinnvoll. Es gibt ausreichend gebrauchte Kofferanhänger auf dem Markt, die zu einem vernünftigen Preis erworben werden können. Für einen Kofferanhänger in vernünftiger Größe muss man zwischen 1.500 und 3.000 EUR einplanen.

Damit kommt auch schon eine der ersten Weichenstellungen: wie groß sollte der Anhänger sein? Ich würde einen Tandemanhänger nehmen (d.h. zweiachsig) mit einer Höhe von idealerweise knapp 2 Metern, einer Breite von >1,5 Metern und einer Länge von mindestens 3 Metern. Kleiner macht keinen Sinn. Allein ein Doppelbett nimmt in der Fläche 1,40×2,00 Meter ein. Klar, das Bett sollte klappbar sein, aber man will sich Nachts doch auch noch ein wenig im Innenraum bewegen können. Mit einer fest eingebauten Küche wird es dann schon eng. Kreativität oder mehr Fläche sind gefragt.

Du willst mal sehen, wie sowas aussehen kann? Hier ein Video eines Eigenbaus im Zeitraffer:

Intelligente Raumkonzepte erhöhen Wohnkomfort

Die Außenwände eines Kofferanhängers sind zudem nicht so statisch wie sie wirken. Geschickte Eingriffe und Modifikationen der Sandwichplatten erhöhen den Wohnkomfort deutlich. Unten stehend einige Beispiele. Die jeweiligen Beispiele schließen sich nicht zwingend gegeneinander aus. Sie können clever kombiniert werden, ganz nach den persönlichen Fähigkeiten und Vorlieben.

Hubdach

Das Konzept wir häufig beim Ausbau von Fahrzeugen zu Campermobilen angewandt. Die Deckenhöhe in normalen PKWs ist nicht ausreichend hoch, um als Erwachsene Person aufrecht stehen zu können. Als Lösung biete sich in diesem Fall und auch beim Wohnwagen Eigenbau eine flexible Dachlinie an, das sogenannte Hubdach. Je nach Konstruktion fährt es nur an einer Seite oder an beiden Seiten hoch („Parallel-Hubdach“).

Die technische Umsetzung kann komplex werden. Ich würde allerdings auf eine pneumatische Lösung verzichten und die Aufricht-Konstruktion so simpel wie möglich gestaltet. 7globetrotters.de hat einen super Artikel über das Hubdach Marke Eigenbau geschrieben und geht auf Themen wie Mechanik, Abdichtung der Seitenprofile, TÜV und Verbrauchsmaterial ein.

Erker

Wohnmobil ErkerVon größeren Wohnmobilen kennt man das Prinzip schon. Auf Knopfdruck fährt sich an einer oder auch beiden Seiten ein Erker aus, der den Innenraum in der Breite deutlich vergrößert. „Auf Knopfdruck“ wird sich solch eine Lösung nicht einfach umsetzen lassen, aber wir können uns dennoch etwas davon abschauen. Ich würde in einem Kofferanhänger seitliche Öffnungen einbauen, die in einem rechten Winkel zur Außenwand heruntergeklappt werden können. Das dadurch entstehende Fenster ließe sich mit Zeltstoff verschließen und ist damit eine ideale Verlängerung des Schlafplatzes in engen Anhängern.

Hecktüre

Intuitiv würde man die Tücke des Anhängers vermutlich seitlich einbauen und die fabrikseitig vorhandene Flügeltüre am Heck fest verschließen. Auch wenn das in klassischen Wohnwagen und Wohnmobilen so umgesetzt wird, ist diese Positionierung bei kleinen Anhängern nicht ideal. Es geht zu viel Stellplatz an den Seitenwänden verloren – also dort, wo man ihn gerade benötigt.

Mir kommt eine Hecktüre sinnvoller vor. Ich kann von hinten in den Wohnraum eintreten. In meinem Konzept käme zunächst ein Sitzbereich mit kleiner, schmaler Küche. Am anderen Ende des Anhängers würde sich der Schlafplatz befinden, das Bett quer zum Hänger gestellt (Erker vorausgesetzt). Tagsüber, wenn ich häufiger ein- und ausgehe, betrete ich den Schlafplatz nicht unnötig. Es entsteht dort kein unnötiger Dreck und Mitreisende, die etwas Ruhe suchen, können diese dort auch finden.

Vorzelt

Egal wo die Türe eingebaut wird, am Ein-/Ausgang kann ein Vorzelt für zusätzlichen Platz sorgen. Besonders praktisch wird sich diese Lösung bei schlechtem Wetter erweisen. Beim Anziehen der Schuhe wird man nicht nass. Campingstühle und Tische können untergestellt werden. Vorstellbar ist auch, einen Klapptisch mit Campingkocher aufzustellen, falls im Anhänger kein Platz für eine Küche ist.

Wohnwagen Eigenbau nur mit guten Werkzeugen

Der Eigenbau eines Wohnwagens auf Basis eines Kofferanhängers reduziert in jedem Fall die Komplexität des Projektes. Zumindest im direkten Vergleich zu einem Bau mit nur dem Fahrgestell des Anhängers als Basis. Neben dem Eigenbau der Möbel für den Innenraum sollten auch Fenster in die Außenhaut gesägt werden. Ohne Licht kommt kein Wohngefühl auf. Ich habe mal eine Liste mit benötigen Werkzeugen und Material zusammengetragen. Fokus liegt hier aber nicht auf dem Innenausbau, sondern auf der Modifizierung des Kofferanhängers.

Auf diese Werkzeuge solltest du Zugriff haben:

  • Tauchsäge mit Flachzahn Sägeblatt (alternativ eine leistungsstarke Stichsäge)
  • Winkelanschlag (achte auf eine ausreichende Länge, damit du nicht ständig neu abmessen musst)
  • Zollstock
  • Exzenterschleifer (besseres Schliffbild als Schwingschleifer)
  • Akkuschrauber
  • Bohrmaschine (ggf. Schrauber mit Bohrfutter)

Zudem wirst du einiges an Material benötigen:

  • Klar, Holz. Idealerweise Multiplex.
  • Zeltstoff, z.B. für Erker oder Hubdach
  • Kontaktkleber
  • Dichtprofile (Erker, Hubdach, Tür)
  • Ausstellfenster für Wohnwagen

Da die Arbeit rund um den Anhänger stattfindet, ist es sinnvoll, akkubetriebene Elektrowerkzeuge zu kaufen. Damit sparst du dir das nervige gefummel mit Verlängerungskabeln und Vielfachsteckern. Du solltest allerdings auf ausreichend Leistung achten, die bei Akkumodellen keineswegs günstig ist.