Die Zulassungen von Pickup Modellen sind in den letzten 8 Jahren stark gestiegen. Mercedes hat beispielsweise erst kürzlich die X-Klasse in den Verkauf gebracht, um von dem Boom zu profitieren. Im Trend liegen die Fahrzeuge vor allem aufgrund ihrer vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Eine davon: der Pickup Camper.

Durch die Montage von Wohnkabinen auf den Ladeflächen von Pickups wird aus einem Nutzfahrzeug ein Campermobil. Dabei gibt es verschiedene Varianten. Ich stelle im Folgenden die wichtigsten Unterschiede vor.

Amerikanische Pickup Modelle haben eine größere Ladefläche

Die erste Unterscheidung beginnt bei den Pickups selbst. Amerikanische Modelle sind größer als ihre europäischen Konkurrenten und bieten damit mehr Platz für die Wohnkabine. Ein Vergleich zwischen zwei gängigen Modellen, dem VW Amarok und Dodge RAM, zeigt, wie groß die Differenz beim Laderaum tatsächlich ist: In der kleinsten Ausführung ist die Ladefläche des RAMs knapp 20cm länger. In der größten Ausführung 90cm (fast ein ganzer Meter). Bei der Breite sieht es ähnlich aus, wenn auch nicht ganz so extrem. Der RAM ist rund 7cm breiter als ein Amarok.

Amerikanischer Pickup Dodge RAM 1500

Amerikanischer Pickup. RAM 1500. Quelle: Fiat Chrysler Automobiles

Was auf den ersten Blick nicht wie Welten aussieht, kann bei den ohnehin schon engen Platzverhältnissen in einer Pickup Wohnkabine Wunder bewirken. Ein Schrank mehr, ein breiteres Bett und vielleicht eine Kochplatte zusätzlich. An Fläche kann es kaum genug geben.

Die größere Fläche kommt natürlich zu einem Preis. Die amerikanischen Pickups sind schwerer und stärker motorisiert. Der Verbrauch ist deutlich höher als bei den europäischen Pendants. Autobild hat beim Dodge RAM einen Testverbrauch von 10,5 Liter Diesel gemessen. Das Transportmagazin eurotransport beim japanischen Klassenprimus Toyota Hilux gute 2 Liter weniger. Das macht sich auf längeren Reisen finanziell stark bemerkbar. Wohl bemerkt: Die Tests beziehen sich auf die reinen Pickups ohne Wohnkabinen Aufbau.

Absetzbare Wohnkabinen erlauben vielseitige Nutzung

Bewegen wir uns von den Pickups weg hin zu den Wohnkabinen. Ein Vorteil, den ich bei Wohnwagen immer anpreise, ist die Flexibilität in der Nutzung. Du kannst den Anhänger einfach abschrauben und machst dadurch aus dem Zugfahrzeug einen normalen PKW. Ähnliches gibt es auch für Pickup Camper. Einige Hersteller bieten Wohnkabinen an, die mit wenigen Handgriffen abgesetzt werden können.

Dazu werden Stützen an allen vier Ecken der Kabine heruntergefahren. Der Akkuschrauber ersetzt die Kurbelarbeit, so dass der Vorgang ohne großen Krafteinsatz möglich ist. Sind die Stützen auf dem Boden und die Verankerung der Kabine gelöst, kann der Pickup einfach unter der Kabine hervorfahren. Die Wohnkabine steht nun auf „eigenen Beinen“ und kann bei Bedarf jederzeit wieder aufgesetzt werden. Das Schöne daran: der Pickup kann in der Zwischenzeit für andere Zwecke, wie z.B. eine Städtetour oder Materialtransport, verwendet werden.

Es gibt hierzu übrigens ein super Video, das den gesamten Vorgang verdeutlicht. Bei dem Modell im Video dauert das Absetzen der Wohnkabine 20 Minuten. Die Zeit erscheint mir realistisch, da ich bereits von verschiedenen Nutzern einen ähnlich Wert bestätigt bekommen habe.

Im Gegensatz zu den absetzbaren Wohnkabinen, stehen Varianten, die entweder mit Gabler aufgeladen werden, oder sogar fest an der Karosserie verschraubt sind. Im letztern Fall, muss die Ladefläche demontiert werden. Aus dem Pickup wird ein Pritschenwagen. Der Vorteil liegt ganz klar in der bessern Platzausnutzung und Gewichtsersparnis. Allerdings ist die Demontage der Kabine mit einem höheren Aufwand verbunden. Eine „fest verschraubte“ Wohnkabine lohnt sich daher nur für dich, wenn du den Pickup überwiegend als Camper nutzen willst.

Der Hersteller bimobil kombiniert das Pritschensystem clever mit einer absetzbaren Wohnkabine. Dadurch entfallen die Nachteile von fest auf der Pritsche verschraubten Wohnkabinen. Du solltest dir allerdings im Klaren sein, dass nach dem Absetzen der Kabine keine vollwertige Pickup Ladefläche zur Verfügung steht, sondern nur eine Pritsche. Ideal ist das aber für alle, die einfach nur die Wohnkabine für ein paar Tage loswerden wollen, um für eine Städtebesichtigung o.ä. mobiler zu sein.

Pickup Wohnkabine auf Pritsche

Wechselsystem des Herstellers bimobil für Pickups mit Pritschen-Ladefläche. Quelle: bimobil

Pickup Camper mit Hubdach reduzieren die Höhe im fahrbereiten Zustand

Die Pickup Camper, die ich auf europäischen Straßen sehe, haben eigentlich ausschließlich Wohnkabinen mit fester Breite und Höhe. Das muss nicht unbedingt so sein. Wer im Urlaub flexibel sein möchte und damit auf hohe Aufbauten verzichten muss, der sollte sich Kabinen mit Hubdach ansehen. Das Hubdach selbst ist dir wahrscheinlich ein Begriff. Man sieht es häufiger beim Land Rover Defender oder auch bei der als Camper umgebauten Mercedes V-Klasse („Maro Polo“). Das Prinzip ist immer das Gleiche: du kannst das Dach an einer Seite aufstellen und gewinnst damit mehr Höhe im Innenraum. Das Clevere dabei: im fahrbereiten Zustand ist das Dach natürlich eingeklappt. Das Fahrzeug besitzt damit die Bauhöhe eines regulären PKWs.

Das gleiche Prinzip ist auch bei Pickup Wohnkabinen zu finden. Das Hubdach lässt sich entweder an einer, manchmal auch an zwei Seiten aufstellen. Letztere Variante nennt sich „Parallel-Hubdach“. Das Parallel-Hubdach ermöglicht eine gleichmäßige Deckenhöhe im Innenraum und erleichtert die Nutzung der Flächen ungemein. Stell dir vor du könntest nur am einen Ende der Kabine stehen. Was würdest du mit der anderen Seite machen? Die Hersteller ordnen hier in der Regel Bett oder Tisch an – Stehen ist zwar kein Muss, aber ich würde mich aber doch etwas beengt fühlen. Insofern ist meine Meinung: Wenn Hubdach, dann in der Parallel-Variante.

Ich hoffe, ich konnte einen Überblick über die verschiedenen Varianten der Pickup Wohnkabinen geben. Du hast bereits eigene Erfahrungen gemacht? Hinterlasse mir doch einen Kommentar.

Beitragsbild: Pickup mit Wohnkabine. Quelle: flickr.com, crash771100