Ich stöbere schon seit längerer Zeit nach älteren Land Rover Defender in den herkömmlichen Gebrauchtwagenbörsen. Meinen Traum konnte ich mir leider bislang noch nicht verwirklichen. Das hält mir aber nicht davon ab, mal wieder einen Gedanken daran zu verschwenden. Ich möchte im Folgenden zusammenfassen, was ich Laufe der letzten Jahre über den Defender gelernt habe. Und noch wichtiger: was für mich die relevantesten Entscheidungskriterien sind im Hinblick auf Motor, Modellvariante, Laufleistung etc.

Ein langfristiges Eintauchen in die Faszination Defender wird einem nur gelingen, wenn man mit dem Kauf die richtigen Weichen stellst: Das Alter des Fahrzeugs, die Laufleistung und der Zustand müssen zur persönlichen Einsatzbereitschaft und Bastelleidenschaft passen. Natürlich auch zum Budget. Zudem, sollten die Anforderungen in Punkte Geländetauglichkeit, Langstreckenkomfort und Laderaum bei einer Kaufentscheidung berücksichtigt werden.

Ich setze in dem Artikel eine Grundkenntnis über den Defender voraus. Gegebenenfalls solltest du noch schnell einen Blick in die Wikipedia Artikel der Serie und des Defenders werfen.

Was ist jetzt der richtige Defender für mich?

Beim Landy ist die Einordnung in alt = wartungsintensiv und neu = sorgenfrei nicht korrekt. Zumindest ist es nicht die volle Wahrheit. Der Einzug moderner Elektronik ab dem TD5 erschwert mit abnehmendem Alter die Wartbarkeit der Fahrzeug. Eigenleistung wird schwieriger, eine schnelle Reparatur auf der Weltreise je nach Sachverhalt gar unmöglich. Schnell wird klar, dass ein Defender passend zum Einsatzzweck gekauft werden muss. Was interessiert einen Stadt-Fahrer, der regelmäßig den Land Rover Vertragshändler besucht, die Komplexität der Elektronik (es sei denn er muss gerade deshalb zu häufig hin). Für den Fernreisenden kann dies den Unterschied zwischen erfolgreicher (provisorischer) Reparatur und Abbruch der Reise bedeuten.

Um das Thema zu vereinfachen und lesbarer zu gestalten, werde ich 6 typische Defender Besitzer/innen beschreiben und für diese das jeweils passende Modell aussuchen. Vorsicht: Subjektivität.

Offroad-Geeks: Für 4×4 Begeisterte gibt es kein besseres Rezept, als Radstände und Überhänge zu minimieren. Sonst droht die Gefahr des Aufsetzens. Der Defender 90 ist also die beste Wahl für den Offroad Fahrer. Die Motorisierung ist dabei sekundär. Modifikation des Serienzustandes am Motor, wie z.B. Schnorchel, oder am Fachwerk sind ohnehin notwendig.

Schönwetter-Fahrer: Ganz ehrlich, schlag dich nicht mit den alten Motoren rum. Die Wartung und Reparatur übernimmt die Werkstatt. Dafür profitierst du von Annehmlichkeiten wie z.B. einer (funktionierenden) Klimaanlage. Ein TD4 könnte also für den Sonntagsfahrer die angenehmste Wahl sein. Welche Variante? Auf jeden Fall ein Station Wagon, um auch mal die Rückbank nutzen zu können. Ob dann 90 oder 110 hängt im Wesentlichen von dem benötigten Kofferraumvolumen ab.

Individualisten: Wer unter Defender Besitzern auffallen möchte holt sich eine Serie. Gut gepflegt versteht sich. Die Blicke der Eingeweihten sind dir gewiss. Eine Serie will aber angemessen untergebracht werden. Der Straßenrand ist die schlechteste Option. Feuchtigkeit sollte selbst bei vorhandenem Rostschutz möglichst vermieden werden. Das Basteln am Oldtimer muss dir Spaß machen. Nur so wird das auch ein erfolgreiches Projekt.

Camper: Prinzipiell kann man aus jedem Defender einen Camper zaubern – vorausgesetzt er ist nicht zu klein. Ein 90er eignet sich daher nur bedingt (mit Camping Anhängern ist aber auch das machbar). Ideal wäre ein 130er. Er verspricht ein Maximum an Platz für Campingküche, Doppelbett und Proviant. Wer regelmäßig und gerne auf Campingtour geht, möchte sich wahrscheinlich nicht zu intensiv mit Motor und Fahrwerk auseinandersetzen. Priorität hat das bequeme Reisen von A nach B. Das erreichst du am ehesten mit den modernen Defendern. Meine Wahl würde wahrscheinlich auf den Defender 130 TD4 mit Single Cab Chassis und einem individuellen Camper Aufbau fallen. Alternativ: ein 110 TD4 mit Hubdach.

Fernreisende: Der Unterschied zwischen dem Fernreisenden und dem Camper sind die raueren Umgebung (Temperaturen, Sand etc.) im Expeditionseinsatz. Und natürlich die Anforderung einer möglichst elektronikarmen Technik, um außerhalb westlicher Industrieländer eine Weiterfahrt nach einer Panne zu ermöglichen. Expeditionen sind außerdem häufig mit mittelschweren Geländestrecken verbunden, z.B. auf Wüstenstrecken. Offroad Performance ist damit durchaus entscheidend. Ich würde mich für den komfortablen aber robusten TD5 Motor mit wenig Elektronik entscheiden – eingebaut in einen 110 Station Wagon mit Hubdach. Die 17 inch weniger Radstand im Vergleich zum 130 mögen sich beim Dünen-Auf und -Ab bemerkbar machen.

Anhänger-Zieher: Ganz ehrlich: kauft euch keinen Defender. Livestyle hin oder her. Es gibt deutlich bessere Zugfahrzeug. Zu nennen wäre da ein Dodge Ram oder VW Amarok V6 TDI. Fairerweise muss ich aber auch sagen, dass ich mir die Kombination aus kurzem Defender Zugfahrzeug und Wohnanhänger durchaus vorstellen könnte. Aber das ist einfach nur eine verrrückte Idee 🙂

Mit wieviel Laufleistung kann ich einen Defender noch kaufen?

Die Angebote an günstigen gebrauchten Defendern sind teilweise sehr verlockend. 300.000 km oder mehr auf dem Tacho sind keine Seltenheit. Preise von unter 8.000 EUR erwecken den Eindruck eines echten Schnäppchens. Doch nur die wenigsten sind es. Der Zustand ist in der Regel einfach zu schlecht. Die Vorbesitzer haben alles aus dem Fahrzeug rausgeholt.

Natürlich kann man so ein Fahrzeug wieder fahrtauglich machen. Mit folgenden Ausgaben musst du aber rechnen: Komplettüberholung Motor, Standstrahlen der Chassis und anschließende Rostversiegelung, Abschleifen der Karosserie und Neulackierung, neues Fahrwerk, neue Sitze und Ausbesserung der Innenraumverkleidung. Eine Schwachstelle beim Defender sind auch immer die Türen. Sie rosten gerne durch. Wenn du Pech hast müssen auch diese teilweise ersetzt werden.

Selbst bei viel Eigenleistung wird das Projekt >10.000 EUR verschlingen. Den Zeiteinsatz nicht berücksichtigt. Ich habe mir daher vorgenommen: sollte ich mir jemals einen Defender zulegen (was weiterhin mein Wunsch ist), dann solter er je nach Zustand nicht mehr als 150.000 bis 200.000 km auf der Uhr haben. Flugrost an der Karosserie würde ich akzeptieren, aber keine Durchrostung. Sollte doch mal ein Angebot mit mehr als 200.000 km attraktiv erscheinen, dann wäre mir (frühzeitig aufgebrachter) vollständiger Rostschutz wichtig (Sanders Fett oder Fluid / Perma Film). Zudem sollten erste Erneuerungen an Motor und Fahrwerk durchgeführt worden sein.

Aber machen wir uns nichts vor. Selbst bei einer Laufleistung zwischen 100.000 und 150.000 km sollte das Budget Kosten für Auffrischungen im niedrigen 4-stelligen Bereich hergeben. Ganz nach dem Motto: irgendetwas wird es immer zu reparieren geben. Sonst wäre es kein Defender.

Das Problem mit der Umwelt Plakette

Schön, wenn das Thema Laufleistung und Rost die einzigen Themen für Defender Käufer/in wären, die ihm/ihr Kopfzerbrechen bereiten. Doch da kommt noch die Umweltplakette und drohende Fahrverbote für ältere Diesel Fahrzeuge.

Die gute Nachricht zuerst: Es gibt selbst für den alten TDi die Möglichkeit, durch eine Nachrüstung die grüne Umweltplakette zu erhalten. Mehr dazu werde ich in einem separaten Artikel schreiben. Es gibt allerdings maximal die EUR 5 Norm, was bei der aktuellen Diskussion um Fahrverbote für Diesel in Innenstädten nicht viel helfen wird.

Die zweite gute Nachricht: Die Land Rover Series sind von der Problematik ausgenommen, solange sie eine Oldtimer Zulassung, also H-Kennzeichen, vorweisen können. Die Umweltzone und sehr wahrscheinlich auch die zu erwartenden Diesel-Fahverbote gelten nicht für anerkannte Oldtimer.

Nun zur schlechten. Du konntest es wahrscheinlich bereits erahnen. Es gibt aktuell keine Möglichkeit, einen Defender auf EUR 6 umzurüsten. Auch nicht für den neusten Motor, den TD4. Für eine Umrüstung auf EUR 5 Norm ist der Einbau eines Dieselpartikelfilters (DPF) notwendig. Machbar, aber in keinem Fall günstig. Mit 2.500 EUR musst du mindestens rechnen.

Bei EUR 6 sieht das schon anderes aus. Um die Vorschriften bzgl. Partikelausstoß einzuhalten, wäre eine Adblue Einspritzung notwendig. Das macht den Defender weniger reisetauglich, da Adblue in Autos ein Phänomen der entwickelten Industrieländer ist. Platz für den Zusatztank würde man wohl finden. Problematisch wird dagegen der Eingriff in die Motorsteuerung. Aktuell scheint kein Umrüster bereit, die Kosten und das damit verbundene wirtschaftliche Risiko, zu tragen.

Es gibt nicht den geeigneten Defender

Wie bei vielen anderen Themen rund um das Thema Camping: die Wahl des richtigen Fahrzeugs ist unglaublich komplex. Man kann einfach auf seinen Bauch hören und den Emotionen folgen. Oder man versucht es, rational zu entscheiden. Doch selbst bei rationaler Überlegung wird es nicht den einen passenden Defender geben, weil das Thema zu facettenreich ist und sich nicht jede Anforderung im Vorfeld klar definieren lässt.

Wenn ich aber die Defender Community richtig verstanden habe, dann ist das alles gar nicht so wichtig. Das Fahrzeug muss schon grob zu den Anforderungen passen. Die wirkliche Bindung zum Fahrzeug und Begeisterung für die Lebenseinstellung “Defender” kommt dann schon ganz von alleine. Schaue einfach, dass dir die Kosten für Pflege und Reparatur keine schlaflosen Nächte bereiten. Sonst ist die Freude schnell vorbei.