Wohnwagen und Wohnmobile sind sich auf den ersten Blick sehr ähnlich. Doch in Sachen Komfort und Praktikabilität punkten sie an ganz unterschiedlichen Stellen. Neben den bereits vorgestellten finanziellen Aspekten möchte ich in diesem Beitrag über die qualitativen Vor- und Nachteile beider Varianten sprechen. In welcher Situation eignet sich eher der Wohnwagen und wann eher das Wohnmobil?

Unstrittig ist, dass sich sowohl Wohnanhänger als auch Wohnwagen sehr stark an die Bedürfnisse der Besitzer anpassen lassen. Wichtig ist lediglich, dass man die Einsatzzwecke bereits vor dem Kauf kennt und die richtige Kombination aus Modell und Ausstattung wählt. Ich habe euch einige Kriterien aufgelistet, die bei der Kaufentscheidung berücksichtigt werden sollten.

Reisekomfort

Wohnmobile, insbesondere die neueren Modelle, sind speziell für den Fahrkomfort auf längeren Reisen ausgelegt. So sind eine hohe Sitzposition und große Sitze inzwischen Standard. Wenn man nicht allzu knauserig ist, gibt es in der Regel auch einen leistungsstarken Motor dazu.

Etwas anders sieht es bei Wohnwagen aus. Das Fahrzeug wird nicht vom Hersteller des Anhängers mit ausgeliefert und ist damit nicht unbedingt auf die Gesamtsituation abgestimmt. Der Besitzer muss sich selbst darum kümmern, einen Wohnwagen passend zum Fahrzeug zu finden. Oder: ein Fahrzeug passend zum Wohnwagen. Viele Alltagsmodelle, insb. im Kompaktsegment, sind auf eine spritsparende Fahrweise ausgerichtet und nicht auf das Ziehen eines Anhängers. Bei manchen Automatikgetrieben fehlt eine Leistungsreserve. Schnelles Beschleunigen oder Überwinden von Steigungen wird auf einmal eine mühevolle Angelegenheit. Das Getriebe dreht hochtourig, der Motor dröhnt – Fahrspaß sieht anders aus.

Einen Nachteil vom Hängergespann sehe ich auch in der Reisegeschwindigkeit. Maximal sind 100 km/h erlaubt – und das auch nur mit entsprechender Zulassung. Gut, wer ohnehin langsam fährt wird sich dadurch nicht eingeschränkt fühlen. Ich persönlich fahre allerdings auf meinen Urlaubsreisen normalerweise zwischen 120 und 130 km/h auf den Autobahnen und würde somit deutlich später am Zielort ankommen. Wenn man dem Ganzen etwas positives abgewinnen möchte: immerhin kommt man entspannter an, da schnelles Fahren Kopf und Augen anstrengt.

Die Wetterbedingungen haben im Übrigen auch eine gewisse Auswirkung auf den Reisekomfort. Bei windigem Wetter lässt sich das Wohnmobil besser kontrollieren als der Wohnanhänger. Allerdings ist das Mobil in der Regel etwas höher als ein Zugfahrzeug mit Hänger und dadurch sind die Windgeräusche lauter. Apropos lauter: In Abhängigkeit von der Qualität der Innenausstattung kann bei einer nicht abgetrennten Fahrerkabine das Knarzen der Schränke durchaus nerven. Das Problem besteht mit einem Wohnanhänger nicht.

Ich fasse zusammen:

  • Fahrverhalten: Wohnmobil +, Wohnwagen –
  • Reisegeschwindigkeit: Wohnmobil +, Wohnwagen –
  • Geräuschkulisse Innenraum: Wohnmobil -, Wohnwagen +

Platzangebot

Wohnwagen und Wohnmobil gibt es in jeglicher Größe. Die Größe eines Wohnanhängers wird durch die zugelassene Anhängelast des Zugfahrzeugs begrenzt. Die Größe des Wohnmobil durch das Gesamtgewicht, um nicht die Grenzen des normalen PKW Füherscheins zu überschreiten.

Hinsichtlich des Platzangebotes im Innenraum punktet in meinen Augen tendenziell das Zugfahrzeug-Wohnanhänger Gespann. Neben dem Stauraum im Wohnwagen kann weiterhin der Kofferraum (oder die Pickup Ladefläche) des PKW’s genutzt werden. Zudem wäre noch die Montage eines Dachkoffers möglich, um zusätzlichen Stauraum zu erschließen.

Ganz nett am Wohnmobil dagegen ist, dass die Fahrerkabine in das Raumkonzept mit einbezogen werden kann. Die Sitze von Fahrer und Beifahrer haben meistens eine Drehfunktion. Sie lassen sich damit dem Innenraum zuwenden und bieten z.B. zusätzliche Sitzmöglichkeiten am Esstisch. Die Fahrerkabine bewirkt auch rein optisch einen luftigen, offenen Innenraum durch die große Windschutzscheibe.

Flexibilität am Zielort

Wenn ich Reisen unternehmen, möchte ich möglichst viel von Land und Leuten sehen. Ich nehme an, dass du eine ähnliche Einstellung hast. Sonst würdest du wahrscheinlich nicht reisen. Das bedeutet aber, dass man am Zielort Flexibilität benötigt. An dem einen Tag möchte man evtl. eine Stadt besichtigen und am anderen Tag in die Natur fahren. Gerade dieser Gegensatz zwischen Leben in der Stadt und Ruhe auf dem Land macht für mich einen gelungenen Urlaub aus.

Mit einem Wohnanhänger ist das alles kein Problem. Auf einem Campingplatz angekommen, wird der Hänger mit wenigen Handgriffen demontiert und das Zugfahrzeug steht als normaler PKW für Ausflüge zur Verfügung. Je nach Fahrzeug kann das sogar mal eine herausfordernde Offroad-Tour sein.

Das wird mit dem Wohnmobil schwieriger. Gerade Geländefahrten sind eher nicht möglich. 4×4 Expeditionsfahrzeuge mögen eine Ausnahme sein. Auch in der Stadt wirst du mit einem größeren Mobil schnell an die Grenze der Zumutbarkeit kommen. Da empfiehlt es sich, das Fahrzeug außerhalb zu parken und die öffentlichen Verkehrsmitteln zu nehmen. Nicht in jedem Land und nicht in jeder Stadt ist der öffentliche Personennahverkehr so gut ausgebaut wie in den westlichen Industrieländern. Ein Wohnmobil stellt daher immer eine gewisse Einschränkung in Punkto Mobilität dar.

Es ist also wichtig, sich vor einem Kauf über das Anwendungsspektrum im Klaren zu sein. Steht der Fahrkomfort im Mittelpunkt oder eher die Abenteuerlust und Flexibilität? Je nach Überlegung ist die eine der anderen Variante überlegen. Wer unsicher ist sollte erstmal zum Anhänger greifen. Er ist deutlich kostengünstiger und kann ohne größerem Wertverlust wieder verkauft werden, falls man feststellen sollte, dass ein Mobil doch besser geeignet wäre.

Was findest du komfortabler, Wohnmobil oder Wohnwagen? Teile mir gerne deine Meinung in einem Kommentar mit.