Vor wenigen Tagen verkündete die EU einen Kompromiss zur Reduktion der CO2 Emissionen von PKWs. Jetzt legen die EU-Umweltminister mit Obergrenzen für LKWs und Busse nach. Sie einigten sich erstmalig auf eine Reduktion des CO2 Ausstoßes um 15 Prozent, verglichen mit dem Wert für 2019. Besitzer von Expeditionsfahrzeugen und Allrad-LKWs sind von einem verschärften Abgas-Grenzwert ebenfalls betroffen.

Interessant an der Einigung ist vor allem der Unterschied zur erst kürzlich gefundenen Regelung für PKWs. Wie bereits berichtet, sieht der Kompromiss bei PKWs eine CO2-Reduktion um rund 38 Prozent bis 2030 vor.

Die EU konnte sich bei LKWs und Bussen nicht einmal auf ein Ziel von 30 Prozent einigen. Die Umweltminister der Mitgliedsstaaten setzten deshalb einen deutlich reduzierten Zielwert von 15 Prozent fest – zu erreichen bis 2025.

Im Jahr 2022 soll dann gemäß aktueller Einigung eine erneute Prüfung des möglichen 2030 Grenzwertes stattfinden. Wird die Machbarkeit dann nicht widerlegt, gilt die heute avisierte Reduktion von 30 Prozent.

So sollen die CO2 Ziele für LKWs und Busse erreicht werden

Die EU Kommission plant, den CO2 Ausstoß bei Nutzfahrzeugen insbesondere durch Anreize für die Hersteller zu erreichen. Emmissionsarme Antriebe sollen mit einem niedrigeren Punktwert („Supercredits“) in die Berechnung der herstellerspezifischen Zielerreichung eingerechnet werden und zudem noch eine höhere Gewichtung erhalten.

Die Anreize fördern damit den Absatz von Elektro-LKWs und LKWs mit gasbetriebenen Motoren. Für Busse wird diese Regelung allerdings nicht gelten. Hier sehen die Politiker keine Notwendigkeit einer Förderung. Die Ziele seien auch ohne Anreize erreichbar.

Unzufriedenheit von beiden Seiten

Trotz der verkündeten Einigung herrscht an vielen Stellen Unzufriedenheit. Die Bundesumweltministerin, Svenja Schulze (SPD), musst sich bei der Abstimmung innerhalb der Kommission enthalten. Sie konnte das Kanzleramt nicht auf die gemeinsame Linie der EU einschwören.

Die Angst in der Bundesregierung ist weiterhin groß, dass durch zu ambitionierte Klimaziele der deutschen Autoindustrie, in diesem Fall speziell der Nutzfahrzeugindustrie, Schaden zugefügt wird. Dem EU Parlament geht der Kompromiss dagegen nicht weit genug. Sie forderten erst kürzlich noch einen maximalen CO2-Asutoß von 20 Prozent bis 2025 und 35 Prozent bis 2030 – letzteres ebenfalls als verbindliche Grenze.

Dieselantrieb für Expeditionsfahrzeuge alternativlos

Das Problem an der Einigung ist nicht das Ziel als solches. Umweltschutz hat auch für uns Camper eine hohe Priorität. Es bleibt allerdings weiterhin unklar, wie die ambitionierten Ziele erreicht werden sollen.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sieht das ähnlich und kritisiert, dass effiziente Dieselmotoren im Güterfernverkehr aktuell nicht ersetzbar seien. Dieses Argument trifft umso mehr auf Expeditionsfahrzeuge für Fernreisen zu. In der Wüste Marokkos findet sich eben nicht so schnell eine Elektro-Ladestation.

Die Expeditionsfahrzeuge besitzen aufgrund ihres Gewichts in aller Regel eine LKW-Zulassung. Zwar werden sie vornehmlich im Ausland gefahren, doch die Besitzer leben und arbeiten nicht selten in der EU. Expeditionsfahrzeuge werden folglich auch auf Straßen der EU-Mitgliedsstaaten bewegt. Das lässt sich nicht vermeiden.

Ob es zukünftig Einfahrverbote in bestimmte Bereiche, teurere Mautgebühren oder ähnliche Maßnahmen geben wird, bleibt komplett ungewiss. Sie sind aktuell nicht geplant – nach dem Desaster der Dieselfahrverboten bei PKWs können entsprechende Klagen von Umweltverbänden allerdings nicht gänzlich ausgeschlossen werden.